Der Artikel Sammelthread

Es hat zwar nichts mit Kleidung, aber mittelbar vielleicht doch mit Stil zu tun: Eine unerfreuliche Folge des Erfolgs von Bastian Sicks Büchern ist die Heranzüchtung eines Heers von halbwissenden Sprachschlaumeiern, die beispielsweise, wie auch neulich hier im Forum, ihre Mitmenschen darüber belehren, dass nach "wegen" angeblich korrekterweise der Genitiv stehe. Wer demnächst einen ähnlichen Drang verspürt oder sich als Belehrter argumentativ wappnen möchte, der lese folgenden schönen Artikel, der den Dativ in Verbindung mit "wegen" für richtig ausweist, dabei im Unterschied zu Sick's (muahahaha!) Ausführungen etymologisch fundiert ist und meiner Ansicht nach auch die grammatikalische Logik auf seiner Seite hat:

http://www.belleslettres.eu/artikel/wegen-genitiv-dativ.php

Herzlichen Dank für den Link. Liest sich schon recht überzeugend.

Eine kurze Recherche im Netz brachte jedoch überwiegend gegenteilige Meinungen, wie z.B.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Genitiv#Umgangssprachliche_Ersetzungen
https://de.m.wiktionary.org/wiki/wegen
http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Wort/Praeposition/Kasus/Genitiv.html#Anchor-wegen-58500

Die genannten sind natürlich nicht über jeden Zweifel erhaben, aber sie beziehen sich auf den Duden:
http://www.duden.de/rechtschreibung/wegen
Zumindest für mich ist der Duden schon eine vertrauenswürdige Instanz der deutschen Sprache.

Bastian Sick's Buch ist weiten Kreisen bekannt und hat hohe Wellen geschlagen, deshalb wundere ich mich etwas, dass sich bisher keine fachkundigen Personen gefunden haben, die diesen Fehler auf den gängigen Internetseiten korrigiert haben und Sick widersprechen.

Ich bin verwirrt und tue mich schwer meinen Sprachgebrauch gegen den Duden zu ändern.
Bei 'wegen mit Dativ' stellen sich bei mir einfach die Nackenhaare auf...:)

Ps: "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" von Bastian Sick habe ich nicht gelesen, kenne nur den Titel.
 
Es gibt noch ein weiteres Sprachmysterium:
Das Verdienst

Da ich beim Lesen darüber stolpere, habe ich natürlich auch den Duden und Google befragt und dort wurde auf die unterschiedliche Bedeutung des Wortes je nach dem welcher Artikel vorangestellt ist, verwiesen. Das es unterschiedliche Bedeutungen hat, ist klar, und soweit gehe ich d'accord.

Tatsache ist allerdings, dass in älteren Texten/ Büchern eigentlich ausschließlich von "dem Verdienst" - gesprochen wird - "das" Verdienst taucht nirgends auf.
Frage also: galten beide Artikel ursprünglich als gleichwertig, und hat sich "das" irgendwann halt durchgesetzt und den anderen Artikel verdrängt, oder waren damalige Autoren dumm und konnten net gscheit deutsch schreiben?

Ähnlich ergeht es mir mit die Cola/Fanta und das Cola/Fanta. Ich persönlich empfinde beide gleichwertig. Im Süden verwendet man zuweilen andere Artikel als im Norddeutschen.
Das Grausen packt mich allerdings, wenn in der Fotografie "das" Rotfilter verwendet wird. Wer ist auf diese blöde Idee gekommen? Es ist der Rotfilter, der Polarisationsfilter, der Graufilter. Nenne mir jemand ein altes Fotobuch, in dem von "das Filter" die Rede ist, ha ha.

VG, Jane
 
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