Der Jammer-Faden

Das Bargeld ist an mehreren Fronten unter Druck.

- Die hohen Stückelungen helfen Geldtransfers organisierter Kriminalität. Deswegen gibt es in dem meisten Währungen keine richtig großen Scheine mehr. Die EUR 500-Note ist primär eine deutsche Forderung als Ersatz des DM 1000-Scheins gewesen, die meisten anderen EUR-Teilnehmer hatten so große Stückelungen schon nicht mehr im Umlauf. In England gibt es maximal noch GBP-50-Noten (die für den Notenbankverkehr vorgesehenen Noten über 1 und 100 Mio. GBP mal außen vor), in Schottland und Nordirland noch GBP 100. In den USA wird auch nichts mehr über USD 100. ausgegeben. Ich denke die Abschaffung der EUR 500 und der EUR 200 Noten ist eher eine Frage der Zeit.

- Münzen sind teuer in der Produktion und von Zentralbanken bis zu den Intermediären und Verbrauchern bevorzugen alle das "E-Wallet" im weiteren Sinne. Bei Automaten hat man es eh nie passend dabei und Kupfermünzen füllen primär Spendendosen. 1 und 2-ct Münzen werden in einigen EUR-Ländern nicht mehr geprägt, wenn ich in Holland etwas für EUR 12,13 kaufe, zahle ich mit Karte die EUR 12,13 oder cash EUR 12,15 (wenn es EUR 12,12 kostet dann cash aber nur 12,10). Mehr Länder werden dem folgen und das 5ct-Stück dürfte ebenfalls irgendwann Opfer werden.

- Bargeld ist der Motor für den schwarzen Arbeitsmarkt. Deswegen ist der Steuergesetzgeber schon munter dabei, Bargeldzahlungen indirekt zu erodieren. Die Steuerermäßigung nach § 35a für haushaltsnahe Dienstleistungen wird nur gewährt, wenn per Überweisung (oder jedenfalls auf das Konto des Empfängers) gezahlt wird. Ideen dieser Art gibt's bestimmt noch viele.

- Aufwand und Kosten für das Handling von Bargeld sind immens. Wer die berufsgenossenschaftlichen Vorgaben für den Tresor- und Schalterbetrieb von Banken kennt, weiß warum jede Bank sofort alle ihre Kassen zusperren würde und sie bis dahin schon mal reduziert und lieber Geldautomaten vor die Tür stellt, die sind aber auch noch verdammt teuer. Befüllt werden die in der Regel auch schon nicht mehr durch die Banken, sondern durch Werttransportunternehmen als Outsourcing-Dienstleistung. Die einzigen die davon gut leben, sind die Werttransportunternehmen. Die eigentlichen Zahlungsintermediäre würden aber lieber heute als morgen Bargeld abschaffen. Das gilt auch für viele Einzelhändler: Solange die überhaupt noch Bar-Kassen betreiben müssen, werden sie den logistischen Aufwand nicht los, viele haben dann keine Lust zusätzlich noch was für die Kartennutzung zu zahlen. Wenn man aber mal rechnete, was an Kosten (oder Risiko für die, die die Tageseinnahmen selbst zur Bank tragen) eingespart würde, sähe die Rechnung mitunter deutlich anders aus. Ich habe Anfang der 90er in New York das erste Mal ein Schild in einem Laden gesehen, der gar kein Bargeld annahm. Irgendwann werden das auch mehr werden. Der Bargeldverkehr ist ja nicht entstanden, weil er so ungemein effizient ist, sondern weil er eben über viele Jahrhunderte praktikabel war.

Solange es noch einen Bedarf für Bargeld gibt, wird es auch erhalten bleiben müssen. Es gibt aber soviel regulatorische Aspekte und Kostendruck, die dafür sorgen werden, dass der Bargeldverkehr unattraktiver wird, dass sich der Bargeldverkehr immer weiter reduzieren wird. Und vermutlich ist er irgendwann so unattraktiv, dass die letzten Bargeldnutzer sich Alternativen suchen werden. Ob das in 10, 20 oder 50 Jahren soweit ist, wird man sehen.

Hätte man vor 250 Jahren eine Diskussion geführt (da gab es das erste Papiergeld schon), ob irgendwann Zahlungsverkehr primär über Banknoten abgewickelt würde, hätten vermutlich die meisten gesagt, dass das eine ganz schwachsinnig, utopistische Vorstellung sei. Und den Rest der Geschichte kennen wir.
 
Ich verstehe ja deinen Ansatz, aber die weitere Ökonomisierungdes Alltags und Überwachung des Einzelnen erscheint mir eben nicht wünschenswert.

Da ich kein Neider bin ist es mir auch herzlich egal ob irgendwo illegal Vermögen erworben wird, jedenfalls so lange wie der Tischlergeselle vier Stunden arbeiten muss um eine Stunde seines Schlossergesellenkollegen bezahlen zu können.

Nähertreten vermag ich der Idee vielleicht, wenn sämtliche direkten Steuern dann abgeschafft würden und allein der dann ja lückenlos nachvollziehbare Kapitalverkehr besteuert würde. zurück zum guten alten Tauschgeschäft...
Wobei bargeldlos nicht zwingend die Aufgabe von Anonymität beinhaltet. Anonymität hat nur leider gerade in der allortigen Terrorismusbekämpfungswut keinen besonderen Stellenwert. Es gäbe auch durchaus Möglichkeiten anonymisierten Geldtransfers ohne Bargeld. Nur haben solche Gedanken nicht gerade politischen Rückenwind.
 
Ich frage mich, wie ich im Krisenfall mit Gold bezahlen soll. Da brauche ich ja eine Schatzkiste ausschließlich mit 0,1g Barren?
 
Das Bargeld ist an mehreren Fronten unter Druck.

[...]

Hätte man vor 250 Jahren eine Diskussion geführt (da gab es das erste Papiergeld schon), ob irgendwann Zahlungsverkehr primär über Banknoten abgewickelt würde, hätten vermutlich die meisten gesagt, dass das eine ganz schwachsinnig, utopistische Vorstellung sei. Und den Rest der Geschichte kennen wir.

Die Diskussion ob das Bargeld verschwinden wird ist aber auch weitgehend müssig (da war on cash regierungseitig ausgerufen und aufgrund vermeintlicher Vorteile gesellschaftlich auch vielfach begrüßt) und nicht halb so interessant wie die Diskussion, ob das überhaupt wünschenswert ist.
 
Solange es noch einen Bedarf für Bargeld gibt, wird es auch erhalten bleiben müssen. Es gibt aber soviel regulatorische Aspekte und Kostendruck, die dafür sorgen werden, dass der Bargeldverkehr unattraktiver wird, dass sich der Bargeldverkehr immer weiter reduzieren wird. Und vermutlich ist er irgendwann so unattraktiv, dass die letzten Bargeldnutzer sich Alternativen suchen werden. Ob das in 10, 20 oder 50 Jahren soweit ist, wird man sehen.

Vorher implodiert noch der Kapitalismus, nachfolgende Verwerfungen werden dann die Bargeldfrage relativ müßig erscheinen lassen ;)
 
Tja Amazon Fire TV Stick geht zurück.
Selbst SD Videos haben geruckelt.
das war echt nix.
 
Oben