Zahlendreher
New Member
Hallo liebe Forummitglieder,
nachdem ich das bunte Treiben hier nun seit einiger Zeit verfolge, dachte ich es wäre nun an der Zeit auch mal meinen Senf dazuzugeben.
Spaß beiseite! Die eigentliche Intention dieses Themas ist die, dass ich inzwischen zahlreiche Beiträge gelesen habe, welche sich mit der Erstausstattung einer anständigen Herrengarderobe beschäftigen. Da diese Beiträge in der Regel von Job "Neulingen" verfasst werden, möchte ich hier meine Sicht der Dinge erläutern um eine (hoffentlich hilfreiche) Basis für erste Bekleidungsfragen zur Business-Garderobe zu erstellen.
Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass ich selbst noch "Anfänger" auf diesem Gebiet bin. Doch gerade aus diesem Grunde, denke ich, dass die Ratschläge bzw. die Erläuterung meiner Vorgehensweise bei der Anschaffung einer neuen Garderobe durchaus hilfreich sein können.
Meiner Meinung nach, liegt die Hauptproblematik in vielen Themen mit ähnlichem Kontext darin, dass zumeist zwei Welten aufeinander treffen. Zum einen die stilsicheren Verfechter der (zumeist) klassischen Männermode. Und zum Anderen die unsicheren Berufseinsteiger und Neuankömmlinge in der großen weiten Modewelt. (Ich bitte die Formulierungen zu entschuldigen. Ich habe zeitweise einen Hang zur Dramaturgie)
Somit bin ich auf Beiträge beider "Gruppen" gespannt und denke, dass diese zu diesem Thema nur hilfreich sein können. Grundsätzlich möchte ich nicht den Eindruck vermitteln, dass ich bereits eine Koryphäe im sicheren Umgang mit stilvoller Bürokleidung darstelle. Vielmehr zähle ich mich momentan eher zur zweiten, der vormals genannten Kategorien und bin somit für jedwede Korrektur meiner Ausführungen dankbar (Natürlich nur wenn diese fehlerhaft sein sollten)
Im Zuge dessen, möchte ich diejenigen, welche diesen "Ratgeber" zur Hilfe ziehen bitten nicht jeden meiner Hinweise als eindeutig korrekt zu betrachten.
Dieses Thema soll ausschließlich als Leitfaden für die Mitglieder dienen welche sich über die Herangehensweise zu genanntem Thema noch nicht im Klaren sind.
Grundlegend ist zunächst einmal zu sagen, dass JEDER der sich mit dieser Thematik beschäftigt (oder beschäftigen muss) sich vorab ausreichend belesen sollte. Dieses Forum kann durchaus eine Hilfestellung bieten, sollte allerdings nicht als persönlicher Stilberater "missbraucht" werden. Es ist eine Gefälligkeit, derer welche sich bereits eine entsprechende Erfahrung im Bereich der Männermode angeeignet haben, perönliche Fragen zum Kleidungsstil in diesem Forum zu beantworten. Somit sollte jeder sich selbst in die Pflicht nehmen, sich zumindest ein halbwegs fundiertes Grundwissen anzueignen. Sich beispielsweise ein knallgrünes Hemd zum Braunen Anzug zu kaufen und dann eine Hilfestellung zur passenden Krawate zu erwarten löst hier mit Sicherheit keine Freudensprünge aus. Über die Basics kann man sich auf diversen Seiten, und natürlich auch in diesem Forum informieren.
Desweiteren kann man sich grundsätzlich von dem Gedanken verabschieden, dass man für unter 1000,00 € eine halbwegs anständige und vor allem zweckdienliche Erstausstattung erhält. Dies gilt zumindest dann, wenn man tagtäglich einen Anzug tragen muss / darf / soll / will.
Darüber hinaus, sollte man sich vor Antritt des Jobs über eben diese Anschaffungskosten, und zuzüglich auch über die Folgekosten informieren. Der beste Zegna-Anzug kann optisch nicht Punkten, wenn er zerknittert und verflust ist und nach Rauch, Schweiß und anderen "Duftstoffen" riecht. Somit sollten die Kosten für die Pflege und vor allem auch für Neuanschaffungen eingeplant werden.
Damit möchte ich sagen, dass ein potentiell besser bezahlter Job (sprich, besseres Grundgehalt) nicht zwingend bedeutet, dass am Ende des Monats mehr übrig bleibt. Das soll keine Abschreckung sein! Aufstiegschancen, der positive Eindruck im Lebenslauf, sowie Bildungsmöglichkeiten sollten hier bitte nicht vernachlässigt werden.
Da ich allerdings selbst erst ab nächsten Monat meine neue Tätigkeit beginne können andere Mitglieder vermutlich fundiertere Auskünfte zu den Reinigungskosten, sowie zur Haltbarkeit von Anzug, Hemd, Krawatte, etc. geben.
So, nun zum eigentlichen Thema!
Zu meiner Person:
Ich bin 27 Jahre alt, ca. 1,84m und schlank gebaut (Für weitere Bekleidungsfragen nicht uninteressant)
Habe vor einem Monat die Zusage für eine Stelle erhalten, bei welcher lt. Arbeitgeber Anzugpflicht besteht. (täglicher Kundenkontakt)
Ich besaß bis dato nahezu keine passenden Kleidungsstücke die dieser Anforderung entsprechen.
Ich durfte (und darf natürlich auch heute noch) einen schwarzen Nadelstreifenanzug von Boss, einige Hemden in eher dunklen und knalligen Farben, sowie ein paar ausgelatschte Herrenschuhe billigster Qualität (Kaufpreis lag bei 50,00 €) mein Eigen nennen.
Zum Bewerbungsprozess:
Die ersten Schritte, welche definitiv durchzuführen sind (Und zwar ab dem Zeitpunkt des Bewerbungsfotos):
- Informieren Sie sich über das Unternehmen und die dort herschenden Kleidungsvorschriften / -gewohnheiten
- Studieren Sie dazu die Homepage des potentiellen neuen Arbeitgebers. Sind dort Fotos abgebildet? Wie sind die Mitarbeiter dort gekleidet?
- Im besten Fall informieren Sie sich bei einem Mitarbeiter des Unternehmens, falls Sie dort jemanden kennen.
- Sollten Sie auf der Homepage keine Bilder finden und keinen Mitarbeiter dort kennen können Sie natürlich auch beim Unternehmen selbst nachfragen.
Machen Sie vernünftige Bewerbungsfotos! Gerne auch im Anzug, falls der Arbeitgeber dies auf seiner Homepage so wiedergibt.
Hierzu muss man nicht unbedingt ein Vermögen investieren.
Ich habe mir zu diesem Anlass einen Anthrazitfarbenen Anzug, sowie ein hellblaues Hemd und eine Dunkelblaue Krawatte mit dezenter Musterung im Bekanntenkreis geliehen.
Die Passform muss hier nicht optimal sein. Letztendlich wird auf dem Bewerbungsfoto ohnehin nur der Bereich bauchaufwärts zu sehen sein. Entsprechend sollte man darauf achten, dass die Passform mit der Schulterpartie harmoniert, dass der Hemdkragen nicht zu eng, oder zu weit ist, und natürlich, dass die Krawatte, sowie deren Knoten gut sitzt.
Zum Bewerbungsgespräch:
Hier empfiehlt es sich, etwas Geld in die Hand zu nehmen, denn:
Für einen ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance!
Ich habe mir zu diesem Anlass einen dunkelgrauen S.Oliver Anzug bei P&C zugelegt. Kostenpunkt: 250,00 € (Vermutlich zu teuer, da es sich nicht einmal um reine Schurwolle handelt) Dazu ein hellblaues Slim Fit Hemd von Boss, eine grau-blaue Boss-Krawatte, sowie ein schwarzer Ledergürtel von Boss. Hier empfiehlt es sich eine dezente Gürtelschnalle, beispielsweise in mattiertem Silber, zu wählen. Eine hachglanzpolierte Chromschnalle könnte etwas zu sehr ins Auge fallen. Bitte auch kein Riesen-Labelprint!
Kosten gesamt: 180,00 €
Dazu ein schlichter schwarzer Joop Schuh von Görtz (180,00 € im Angebot)
Übrigens: Jedem sollte klar sein, dass ein schönes Outfit keine Garantie zu einem erfolgreichen Gespräch bildet. Hier spielen weitaus wichtigere Dinge eine Rolle. Allerdings wirkt ein Aussagekräftiges Bild in einem schönen Rahmen ja auch hochwertiger.
Das zweite Vorstellungsgespräch:
Sobald die erste Hürde genommen ist, gilt es den guten Eindruck nicht wieder aufs Spiel zu setzen. Sollten die gleichen Personen wie im Vorgespräch, oder einige davon, in diesem Gespräch mit dabei sein, empfiehlt es sich das Outfit zumindest etwas zu variieren. Meine Neuanschaffungen waren daher ein weißes Boss-Hemd und eine hell-dunkelblau gestreifte Krawatte. (130,00 €)
Greifen Sie in Bewerbungsgesrächen eher zu dezenten Farben und Musterungen! Der selbe Schuh und Anzug sollte grundsätzlich kein Problem darstellen.
Wie Sie sehen war ich dem Einzelhandel gegenüber, in dieser Phase, eher großzügig gestimmt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich allerdings auch noch nicht großartig über entsprechende Bezugsquellen informiert.
Was man ebenfalls bedenken sollte, ist, dass man falls es nicht klappen sollte zumindest ein paar "anständige" Kleidungsstücke im Schrank hat. Daher können diese ersten Käufe durchaus etwas kostspieliger sein. Was nicht bedeutet, dass man anschließend nur noch Ramsch kaufen sollte. Einen guten Eindruck kann man auch schnell wieder zerstören.
Nachdem die Anstellung fix war konnte ich mich auf die weiteren Anschaffungen konzentrieren.
Meine erste Shopping-Tour hat mich nach Roermond verschlagen.
Hier habe ich 2 Calvin Klein Anzüge für je 170,00 € ergattern können (Dunkelblau und Hellgrau). Diese haben eine mMn optimale Passform. Entsprechend habe ich mich darin gleich wohl gefühlt.
Danach sah es allerdings eher mau aus. Speziell Hemden sind dort nicht leicht zu finden, da die Standart-Business-Hemden in blau und weiß eher wenig, bis garnicht rabattiert sind. Außer vielleicht in Sondergrößen, oder eher fragwürdigen Schnitten. Mein Hauptaugenmerk lag dabei auf Slim Fit Hemden mit Kentkragen. Da ich recht schlank bin trage ich Anzüge mit relativ schmalem Revers. Somit tendiere ich grundsätzlich zum Kent-Kragen mit Slim-Krawatte.
Nach dieser kleinen Shoppingtour habe ich von einem Arbeitskollegen von CT (Charles Tyrwhitt) erfahren. Dort gibt es verhältnismässig gute Hemden zum kleinen Preis. (4 Stk. für 139,00 €) Diese Hemden sind allerdings auch in schmaleren Passformen recht weit geschnitten, was mich letztendlich von einer Bestellung abhielt. Allerdings habe ich auf der Homepage von CT schwarze Oxfords erspäht und mir diese bestellt. Der Schuh hat gerade einmal 125,00 € gekostet, was für einen rahmengenähten Schuh durchaus günstig ist. Eine Woche später sind die Schuhe angekommen. Meiner Meinung nach handelt es sich hierbei um eine gute Qualität (Vollleder: Mantel, Sohle, Innensohle) Allerdings sollte man kein optisches Highlight der italienischen Modeindustrie o.Ä. erwarten. Es ist ein schlichter Schuh, welcher für den Büroalltag gut geeignet ist.
In der nächsten Zeit habe ich mich wieder hinter den Rechner geklemmt und nach weiteren Angeboten gesucht. Dabei bin ich auf ein Angebot von Ansons gestoßen, bei welchem man für den Einkauf reduzierter Ware im Wert von min. 499,00 € einen Rabatt von 100,00 € erhält. Da ich recht spät von der Aktion erfahren habe, waren die wirklich günstigen Teile natürlich bereits vergriffen. Nichts desto trotz habe ich zwei Anzüge (Anthrazit und Dunkelblau) für jeweils 270,00 € gekauft.
Ein Problem waren nach wie vor noch die Hemden. Hier sollte man sich von dem Gedanken distanzieren, jedes Hemd in der optimalen Passform zu erhalten. Natürlich sollte ein Hemd gut sitzen. Ob die Taille allerdings 2 cm weiter ist als bei dem Paradehemd sollte nebensächlich sein, denn dafür ist das Angebot im unteren Preissegment nicht groß genug. Mir passen beispielsweise die Slim Fit Modelle von Boss hervorragend. 10 Hemden für jeweils 80,00 - 90,00 € zu kaufen habe ich dann aber doch nicht eingesehen.
Ein kleiner Tip von mir: Sollte ein Hemd gut am Körper sitzen, der Kragen aber zu schmal sein, lässt sich der oberste Knopf mit relativ wenig Aufwand versetzen. Fast jeder hat ja jemanden in der Familie der Nähen kann.
Durch dieses Forum habe ich dann von TKmaxx erfahren. Hier gehts ähnlich zu wie im Outlet, allerdings sind die Preise meisst wirklich unglaublich günstig. Habe dort insgesamt 6 Hemden für 155,00 € gekauft. (Venti und CK)
Socken sind hier übrigens auch sehr günstig. 3 Paar: 10,00 €
Krawatten habe ich mir auf den diversen Shoppingttouren nach und nach zusammen gekauft (Preis: zwischen 9,00 und 25,00 € / Joop, Esprit, OriginalPenguin)
Abschließend hier noch eine kleine Gesamtübersicht des aktuellen Bestandes, sowie weiterer geplanter Neuanschaffungen:
- 5 Anzüge (Dunkelblau, Anthrazit, Hellgrau)
1130,00 €
- 8 Hemden (größtenteils hellblau und weiß, teilweise dezent gemustert, zusätzlich einmal pastellorange und einmal zartrosa "schauder")
315,00 €
Dazu muss ich sagen, dass ich die beiden letzteren nur tragen werde, sobald ich mir ein Bild von dem Dresscode vor Ort machen konnte und dieser es zulässt. Definitiv nicht in wichtigen Meetings! Die Beiden sollen ausschließlich eine Abwechslung im Alltagsgeschäft darstellen.
- 7 Krawatten (Blau, -grautöne / Uni, gestreift und Allover-Musterung / zusätzlich 2 etwas gewagtere Varianten in Lila-Rosa und Dunkelblau-Rot mit dezenter Musterung bzw. Streifen)
Alle aus reiner Seide
154,00 €
- 2 Paar Schuhe in schwarz (Joop und CT)
305,00 €
- 1 schwarzer Gürtel
60,00 €
- 12 Paar Socken
40,00 €
Somit komme ich bisher auf ein Gesamtvolumen von:
ca. 2004,00 €
Hier sind übrigens Pflegeartikel, wie Schuhcreme (Pomade), Spray, Schuhspanner, Kleiderbürste, evtl. Kleiderbügel, Krawattenbügel, etc. nicht mit aufgeführt.
Hierführ sollte man ca. 50,00 € zusätzlich einplanen.
Darüber hinaus sollte man sich Gedanken machen, ob die gewünschte Garderobe Ihren Platz im Kleiderschrank findet. Ich warne davor das Volumen der vormals genannten Stücke zu unterschätzen. Evtl. wäre somit auch hier eine Erweiterung des Stauraumes von Nöten. Oder die Frau rausschmeißen
Zusätzlich zu den bereits erworbenen Artikeln werde ich mir in nächster Zeit noch Folgendes anschaffen:
- 2 bis 3 Hemden
- 3 bis 5 Krawatten
- 1 schwarzer Gürtel
Die geschätzten Kosten belaufen sich hier auf ca. 200,00 €.
Entsprechend werde ich am Ende des Tages bei ca. 2250,00 € Einkaufswert liegen. Und abgesehen von den anfänglichen Käufen habe ich durchaus günstig eingekauft.
Wie an den vorangegangenen Ausführungen deutlich wird ist es also nahezu unmöglich sich für weniger als 1000,00 € eine neue Garderobe anzuschaffen.
Wenn man die Anzahl der Anzüge etwas reduziert (vermutlich kommt man anfänglich auch mit 3 Anzügen aus) und sich meine teuren P&C Eskapaden erspart besteht durchaus die Möglichkeit sich für ca. 1500,00 € eine neue Businessgarderobe anzuschaffen.
Man sollte allerdings bedenken, dass je weniger Anzüge man besitzt, der Abnutzungsgrad der einzelnen Anzüge, aufgrund des häufigeren Tragens, natürlich höher ist. Entsprechend muss man auch früher über eine Neuanschaffung nachdenken. Meiner Meinung nach sollte man, wenn das Geld nicht allzu knapp ist, in ein ordentliches Polster für den Start investieren.
Dabei gilt für mich die Regel: Von Groß nach klein (wie bei der Auswahl der Tageskleidung), denn ein Hemd ist schneller mal nachgekauft, als ein Anzug.
Nun hoffe ich, dass ich dem Einen oder Anderen mit meinen praxisorientierten Ausführungen etwas behilflich sein konnte und die Recherche etwas erleichtere.
Für Fragen und Kritik bin ich natürlich offen.
Mit freundlichen Grüßen
Der Schreibwütige
nachdem ich das bunte Treiben hier nun seit einiger Zeit verfolge, dachte ich es wäre nun an der Zeit auch mal meinen Senf dazuzugeben.
Spaß beiseite! Die eigentliche Intention dieses Themas ist die, dass ich inzwischen zahlreiche Beiträge gelesen habe, welche sich mit der Erstausstattung einer anständigen Herrengarderobe beschäftigen. Da diese Beiträge in der Regel von Job "Neulingen" verfasst werden, möchte ich hier meine Sicht der Dinge erläutern um eine (hoffentlich hilfreiche) Basis für erste Bekleidungsfragen zur Business-Garderobe zu erstellen.
Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass ich selbst noch "Anfänger" auf diesem Gebiet bin. Doch gerade aus diesem Grunde, denke ich, dass die Ratschläge bzw. die Erläuterung meiner Vorgehensweise bei der Anschaffung einer neuen Garderobe durchaus hilfreich sein können.
Meiner Meinung nach, liegt die Hauptproblematik in vielen Themen mit ähnlichem Kontext darin, dass zumeist zwei Welten aufeinander treffen. Zum einen die stilsicheren Verfechter der (zumeist) klassischen Männermode. Und zum Anderen die unsicheren Berufseinsteiger und Neuankömmlinge in der großen weiten Modewelt. (Ich bitte die Formulierungen zu entschuldigen. Ich habe zeitweise einen Hang zur Dramaturgie
)Somit bin ich auf Beiträge beider "Gruppen" gespannt und denke, dass diese zu diesem Thema nur hilfreich sein können. Grundsätzlich möchte ich nicht den Eindruck vermitteln, dass ich bereits eine Koryphäe im sicheren Umgang mit stilvoller Bürokleidung darstelle. Vielmehr zähle ich mich momentan eher zur zweiten, der vormals genannten Kategorien und bin somit für jedwede Korrektur meiner Ausführungen dankbar (Natürlich nur wenn diese fehlerhaft sein sollten
)Im Zuge dessen, möchte ich diejenigen, welche diesen "Ratgeber" zur Hilfe ziehen bitten nicht jeden meiner Hinweise als eindeutig korrekt zu betrachten.
Dieses Thema soll ausschließlich als Leitfaden für die Mitglieder dienen welche sich über die Herangehensweise zu genanntem Thema noch nicht im Klaren sind.
Grundlegend ist zunächst einmal zu sagen, dass JEDER der sich mit dieser Thematik beschäftigt (oder beschäftigen muss) sich vorab ausreichend belesen sollte. Dieses Forum kann durchaus eine Hilfestellung bieten, sollte allerdings nicht als persönlicher Stilberater "missbraucht" werden. Es ist eine Gefälligkeit, derer welche sich bereits eine entsprechende Erfahrung im Bereich der Männermode angeeignet haben, perönliche Fragen zum Kleidungsstil in diesem Forum zu beantworten. Somit sollte jeder sich selbst in die Pflicht nehmen, sich zumindest ein halbwegs fundiertes Grundwissen anzueignen. Sich beispielsweise ein knallgrünes Hemd zum Braunen Anzug zu kaufen und dann eine Hilfestellung zur passenden Krawate zu erwarten löst hier mit Sicherheit keine Freudensprünge aus. Über die Basics kann man sich auf diversen Seiten, und natürlich auch in diesem Forum informieren.
Desweiteren kann man sich grundsätzlich von dem Gedanken verabschieden, dass man für unter 1000,00 € eine halbwegs anständige und vor allem zweckdienliche Erstausstattung erhält. Dies gilt zumindest dann, wenn man tagtäglich einen Anzug tragen muss / darf / soll / will.
Darüber hinaus, sollte man sich vor Antritt des Jobs über eben diese Anschaffungskosten, und zuzüglich auch über die Folgekosten informieren. Der beste Zegna-Anzug kann optisch nicht Punkten, wenn er zerknittert und verflust ist und nach Rauch, Schweiß und anderen "Duftstoffen" riecht. Somit sollten die Kosten für die Pflege und vor allem auch für Neuanschaffungen eingeplant werden.
Damit möchte ich sagen, dass ein potentiell besser bezahlter Job (sprich, besseres Grundgehalt) nicht zwingend bedeutet, dass am Ende des Monats mehr übrig bleibt. Das soll keine Abschreckung sein! Aufstiegschancen, der positive Eindruck im Lebenslauf, sowie Bildungsmöglichkeiten sollten hier bitte nicht vernachlässigt werden.
Da ich allerdings selbst erst ab nächsten Monat meine neue Tätigkeit beginne können andere Mitglieder vermutlich fundiertere Auskünfte zu den Reinigungskosten, sowie zur Haltbarkeit von Anzug, Hemd, Krawatte, etc. geben.
So, nun zum eigentlichen Thema!
Zu meiner Person:
Ich bin 27 Jahre alt, ca. 1,84m und schlank gebaut (Für weitere Bekleidungsfragen nicht uninteressant)
Habe vor einem Monat die Zusage für eine Stelle erhalten, bei welcher lt. Arbeitgeber Anzugpflicht besteht. (täglicher Kundenkontakt)
Ich besaß bis dato nahezu keine passenden Kleidungsstücke die dieser Anforderung entsprechen.
Ich durfte (und darf natürlich auch heute noch) einen schwarzen Nadelstreifenanzug von Boss, einige Hemden in eher dunklen und knalligen Farben, sowie ein paar ausgelatschte Herrenschuhe billigster Qualität (Kaufpreis lag bei 50,00 €) mein Eigen nennen.
Zum Bewerbungsprozess:
Die ersten Schritte, welche definitiv durchzuführen sind (Und zwar ab dem Zeitpunkt des Bewerbungsfotos):
- Informieren Sie sich über das Unternehmen und die dort herschenden Kleidungsvorschriften / -gewohnheiten
- Studieren Sie dazu die Homepage des potentiellen neuen Arbeitgebers. Sind dort Fotos abgebildet? Wie sind die Mitarbeiter dort gekleidet?
- Im besten Fall informieren Sie sich bei einem Mitarbeiter des Unternehmens, falls Sie dort jemanden kennen.
- Sollten Sie auf der Homepage keine Bilder finden und keinen Mitarbeiter dort kennen können Sie natürlich auch beim Unternehmen selbst nachfragen.
Machen Sie vernünftige Bewerbungsfotos! Gerne auch im Anzug, falls der Arbeitgeber dies auf seiner Homepage so wiedergibt.
Hierzu muss man nicht unbedingt ein Vermögen investieren.
Ich habe mir zu diesem Anlass einen Anthrazitfarbenen Anzug, sowie ein hellblaues Hemd und eine Dunkelblaue Krawatte mit dezenter Musterung im Bekanntenkreis geliehen.
Die Passform muss hier nicht optimal sein. Letztendlich wird auf dem Bewerbungsfoto ohnehin nur der Bereich bauchaufwärts zu sehen sein. Entsprechend sollte man darauf achten, dass die Passform mit der Schulterpartie harmoniert, dass der Hemdkragen nicht zu eng, oder zu weit ist, und natürlich, dass die Krawatte, sowie deren Knoten gut sitzt.
Zum Bewerbungsgespräch:
Hier empfiehlt es sich, etwas Geld in die Hand zu nehmen, denn:
Für einen ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance!
Ich habe mir zu diesem Anlass einen dunkelgrauen S.Oliver Anzug bei P&C zugelegt. Kostenpunkt: 250,00 € (Vermutlich zu teuer, da es sich nicht einmal um reine Schurwolle handelt) Dazu ein hellblaues Slim Fit Hemd von Boss, eine grau-blaue Boss-Krawatte, sowie ein schwarzer Ledergürtel von Boss. Hier empfiehlt es sich eine dezente Gürtelschnalle, beispielsweise in mattiertem Silber, zu wählen. Eine hachglanzpolierte Chromschnalle könnte etwas zu sehr ins Auge fallen. Bitte auch kein Riesen-Labelprint!
Kosten gesamt: 180,00 €
Dazu ein schlichter schwarzer Joop Schuh von Görtz (180,00 € im Angebot)
Übrigens: Jedem sollte klar sein, dass ein schönes Outfit keine Garantie zu einem erfolgreichen Gespräch bildet. Hier spielen weitaus wichtigere Dinge eine Rolle. Allerdings wirkt ein Aussagekräftiges Bild in einem schönen Rahmen ja auch hochwertiger.
Das zweite Vorstellungsgespräch:
Sobald die erste Hürde genommen ist, gilt es den guten Eindruck nicht wieder aufs Spiel zu setzen. Sollten die gleichen Personen wie im Vorgespräch, oder einige davon, in diesem Gespräch mit dabei sein, empfiehlt es sich das Outfit zumindest etwas zu variieren. Meine Neuanschaffungen waren daher ein weißes Boss-Hemd und eine hell-dunkelblau gestreifte Krawatte. (130,00 €)
Greifen Sie in Bewerbungsgesrächen eher zu dezenten Farben und Musterungen! Der selbe Schuh und Anzug sollte grundsätzlich kein Problem darstellen.
Wie Sie sehen war ich dem Einzelhandel gegenüber, in dieser Phase, eher großzügig gestimmt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich allerdings auch noch nicht großartig über entsprechende Bezugsquellen informiert.
Was man ebenfalls bedenken sollte, ist, dass man falls es nicht klappen sollte zumindest ein paar "anständige" Kleidungsstücke im Schrank hat. Daher können diese ersten Käufe durchaus etwas kostspieliger sein. Was nicht bedeutet, dass man anschließend nur noch Ramsch kaufen sollte. Einen guten Eindruck kann man auch schnell wieder zerstören.
Nachdem die Anstellung fix war konnte ich mich auf die weiteren Anschaffungen konzentrieren.
Meine erste Shopping-Tour hat mich nach Roermond verschlagen.
Hier habe ich 2 Calvin Klein Anzüge für je 170,00 € ergattern können (Dunkelblau und Hellgrau). Diese haben eine mMn optimale Passform. Entsprechend habe ich mich darin gleich wohl gefühlt.
Danach sah es allerdings eher mau aus. Speziell Hemden sind dort nicht leicht zu finden, da die Standart-Business-Hemden in blau und weiß eher wenig, bis garnicht rabattiert sind. Außer vielleicht in Sondergrößen, oder eher fragwürdigen Schnitten. Mein Hauptaugenmerk lag dabei auf Slim Fit Hemden mit Kentkragen. Da ich recht schlank bin trage ich Anzüge mit relativ schmalem Revers. Somit tendiere ich grundsätzlich zum Kent-Kragen mit Slim-Krawatte.
Nach dieser kleinen Shoppingtour habe ich von einem Arbeitskollegen von CT (Charles Tyrwhitt) erfahren. Dort gibt es verhältnismässig gute Hemden zum kleinen Preis. (4 Stk. für 139,00 €) Diese Hemden sind allerdings auch in schmaleren Passformen recht weit geschnitten, was mich letztendlich von einer Bestellung abhielt. Allerdings habe ich auf der Homepage von CT schwarze Oxfords erspäht und mir diese bestellt. Der Schuh hat gerade einmal 125,00 € gekostet, was für einen rahmengenähten Schuh durchaus günstig ist. Eine Woche später sind die Schuhe angekommen. Meiner Meinung nach handelt es sich hierbei um eine gute Qualität (Vollleder: Mantel, Sohle, Innensohle) Allerdings sollte man kein optisches Highlight der italienischen Modeindustrie o.Ä. erwarten. Es ist ein schlichter Schuh, welcher für den Büroalltag gut geeignet ist.
In der nächsten Zeit habe ich mich wieder hinter den Rechner geklemmt und nach weiteren Angeboten gesucht. Dabei bin ich auf ein Angebot von Ansons gestoßen, bei welchem man für den Einkauf reduzierter Ware im Wert von min. 499,00 € einen Rabatt von 100,00 € erhält. Da ich recht spät von der Aktion erfahren habe, waren die wirklich günstigen Teile natürlich bereits vergriffen. Nichts desto trotz habe ich zwei Anzüge (Anthrazit und Dunkelblau) für jeweils 270,00 € gekauft.
Ein Problem waren nach wie vor noch die Hemden. Hier sollte man sich von dem Gedanken distanzieren, jedes Hemd in der optimalen Passform zu erhalten. Natürlich sollte ein Hemd gut sitzen. Ob die Taille allerdings 2 cm weiter ist als bei dem Paradehemd sollte nebensächlich sein, denn dafür ist das Angebot im unteren Preissegment nicht groß genug. Mir passen beispielsweise die Slim Fit Modelle von Boss hervorragend. 10 Hemden für jeweils 80,00 - 90,00 € zu kaufen habe ich dann aber doch nicht eingesehen.
Ein kleiner Tip von mir: Sollte ein Hemd gut am Körper sitzen, der Kragen aber zu schmal sein, lässt sich der oberste Knopf mit relativ wenig Aufwand versetzen. Fast jeder hat ja jemanden in der Familie der Nähen kann.
Durch dieses Forum habe ich dann von TKmaxx erfahren. Hier gehts ähnlich zu wie im Outlet, allerdings sind die Preise meisst wirklich unglaublich günstig. Habe dort insgesamt 6 Hemden für 155,00 € gekauft. (Venti und CK)
Socken sind hier übrigens auch sehr günstig. 3 Paar: 10,00 €
Krawatten habe ich mir auf den diversen Shoppingttouren nach und nach zusammen gekauft (Preis: zwischen 9,00 und 25,00 € / Joop, Esprit, OriginalPenguin)
Abschließend hier noch eine kleine Gesamtübersicht des aktuellen Bestandes, sowie weiterer geplanter Neuanschaffungen:
- 5 Anzüge (Dunkelblau, Anthrazit, Hellgrau)
1130,00 €
- 8 Hemden (größtenteils hellblau und weiß, teilweise dezent gemustert, zusätzlich einmal pastellorange und einmal zartrosa "schauder")
315,00 €
Dazu muss ich sagen, dass ich die beiden letzteren nur tragen werde, sobald ich mir ein Bild von dem Dresscode vor Ort machen konnte und dieser es zulässt. Definitiv nicht in wichtigen Meetings! Die Beiden sollen ausschließlich eine Abwechslung im Alltagsgeschäft darstellen.
- 7 Krawatten (Blau, -grautöne / Uni, gestreift und Allover-Musterung / zusätzlich 2 etwas gewagtere Varianten in Lila-Rosa und Dunkelblau-Rot mit dezenter Musterung bzw. Streifen)
Alle aus reiner Seide
154,00 €
- 2 Paar Schuhe in schwarz (Joop und CT)
305,00 €
- 1 schwarzer Gürtel
60,00 €
- 12 Paar Socken
40,00 €
Somit komme ich bisher auf ein Gesamtvolumen von:
ca. 2004,00 €
Hier sind übrigens Pflegeartikel, wie Schuhcreme (Pomade), Spray, Schuhspanner, Kleiderbürste, evtl. Kleiderbügel, Krawattenbügel, etc. nicht mit aufgeführt.
Hierführ sollte man ca. 50,00 € zusätzlich einplanen.
Darüber hinaus sollte man sich Gedanken machen, ob die gewünschte Garderobe Ihren Platz im Kleiderschrank findet. Ich warne davor das Volumen der vormals genannten Stücke zu unterschätzen. Evtl. wäre somit auch hier eine Erweiterung des Stauraumes von Nöten. Oder die Frau rausschmeißen
Zusätzlich zu den bereits erworbenen Artikeln werde ich mir in nächster Zeit noch Folgendes anschaffen:
- 2 bis 3 Hemden
- 3 bis 5 Krawatten
- 1 schwarzer Gürtel
Die geschätzten Kosten belaufen sich hier auf ca. 200,00 €.
Entsprechend werde ich am Ende des Tages bei ca. 2250,00 € Einkaufswert liegen. Und abgesehen von den anfänglichen Käufen habe ich durchaus günstig eingekauft.
Wie an den vorangegangenen Ausführungen deutlich wird ist es also nahezu unmöglich sich für weniger als 1000,00 € eine neue Garderobe anzuschaffen.
Wenn man die Anzahl der Anzüge etwas reduziert (vermutlich kommt man anfänglich auch mit 3 Anzügen aus) und sich meine teuren P&C Eskapaden erspart besteht durchaus die Möglichkeit sich für ca. 1500,00 € eine neue Businessgarderobe anzuschaffen.
Man sollte allerdings bedenken, dass je weniger Anzüge man besitzt, der Abnutzungsgrad der einzelnen Anzüge, aufgrund des häufigeren Tragens, natürlich höher ist. Entsprechend muss man auch früher über eine Neuanschaffung nachdenken. Meiner Meinung nach sollte man, wenn das Geld nicht allzu knapp ist, in ein ordentliches Polster für den Start investieren.
Dabei gilt für mich die Regel: Von Groß nach klein (wie bei der Auswahl der Tageskleidung), denn ein Hemd ist schneller mal nachgekauft, als ein Anzug.
Nun hoffe ich, dass ich dem Einen oder Anderen mit meinen praxisorientierten Ausführungen etwas behilflich sein konnte und die Recherche etwas erleichtere.
Für Fragen und Kritik bin ich natürlich offen.
Mit freundlichen Grüßen
Der Schreibwütige
