Craft Bier Trinker?

Zum Beispiel, weil die fränkische Schweiz und ihre Brauer es nicht so mit Marketing haben? Brauchen sie wohl auch nicht, da die Dorfbewohner und Wandertouristen schon genug trinken.

Und weil mehr gar nicht geht - entweder, weil die Kapazitäten es nicht hergeben, oder auch bewusster Verzicht und Konzentration auf die Qualität.

Im übrigen ging es mir nur ums Bier und dessen Qualität - und da gibt es in München nichts Vergleichbares. Vom Ambiente (urige Bierkeller) und der Natur mal gar nicht zu reden.
 
Da hier gerade Franken erwähnt wird und es demnächst mal wieder in den Süden geht bzw. an Unterfranken/Tauberfranken vorbei:
Gibt es Empfehlungen, die sich bspw. im gewöhnlichen EDEKA oder Getränkemarkt finden lassen, wenn man dort Proviant kauft ?

Zuletzt ging es über TBB und dort fand sich in der Nähe die sehr sympathische Distelhäuser-Brauerei (+ Brotzeit) und freundlicherweise hat der Herr vom Verkauf uns Touris gleich eine 6er-Auswahl an Bieren als Geschenk mitgegeben... :)

Hat jetzt wohl weniger mit "Craft Beer" zu tun, aber wenn es dort regional gut erhältliche Angebote auch dieser Art gibt, bin ich für Tipps dankbar.
 
Ich hoffe es stört euch nicht, wenn ich hier aus meinem eigenen Blog zitiere, er ist nicht werblich und ich bekomme nichts dafür, wenn ich etwas empfehle. Ich möchte nur meine Erfahrungen mit euch teilen, wenn das unangemessen ist, bitte ich um Löschung durch die Admins.

Mein letzter Besuch auf der Münchner Biermesse war der Erstkontakt mit Craftbieren, bzw. den IPAs. Ich war als eingefleischter Weissbiertrinker und grosser Fan der fränkischen Biere absolut "geflasht" von den Aromen dieser "neuen" Biere. Erstaunlich, was man auch im Rahmen des Reinheitsgebotes hinbekommen kann.

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Wenn ich als Münchner in München auf eine Biermesse gehe, erwarte ich natürlich, dass nur die Münchner Biere wirklich bemerkenswert sind. Schließlich haben wir das Bier erfunden, das Reinheitsgebot gleich mit und überhaupt. (Alles außer dem “überhaupt” stimmt nicht, ist aber gefühlt so.) Allenfalls könnte noch ein fränkisches Bier meinen Gaumen erfreuen, aber bestimmt kein ausländisches oder gar amerikanisches. Amerikanische Biere werden ausschließlich aus Dosen und dann immer direkt im Sechserpack aus einer Papiertüte heraus getrunken. Sie haben den Alkoholgehalt eines umgegangen Almdudlers und heißen deshalb auch “Arsch-leicht” oder so.

Weil die beiden “Dudes” aus Kalifornien auf der Braukunst Live an dem kleinen Stand mit den bunten Bildchen so freundlich waren und wir Münchner ja unglaublich weltoffen und kontaktfreudig sind, habe ich sie gleich einmal angesprochen und ein Schwätzchen gehalten. Eines ihrer Biere hatte ein knallbuntes Label mit einer Kröte vor Sonnenuntergang. Es war ein Imperial IPA mit dem knackigen Namen Lizard’s Mouth. Wir waren gerade erst auf der Biermesse im MVG Museum angekommen und das goldgelbe, schäumende Ale war das erste an diesem Tag. Das unerträgliche Gedrängel um mich herum nahm ich auf einmal nicht mehr wahr, als ich meine Nase tief in das Probierglas steckte. Die Aromen überwältigten mich schlicht. Ich roch zuerst grünen Apfel, dann Trauben und schließlich sogar Passionsfrucht. Ich sah den Junior-Chef der Figueroa Mountain Brauerei skeptisch über den Rand meines Glases an. Ich brachte es kaum fertig meinen Riechkolben aus der köstlichen Aromawolke zu ziehen. Schließlich trennte ich mich doch kurz von dem tropischen Frucht- und doch eindeutigen Biergeruch. „Ist das nur Bier?“ fragte ich? Der freundliche junge Amerikaner nickte entschieden. „Also Bier, like we call it beer, also only water hop and malt“ radebrechte ich. Jamie Dietenhofer nickte wieder und ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Ich glaubte, vertraute ihm und trank einen kräftigen Schluck. Die Früchte verschwanden ganz kurz, es war Bier! Bitter, voll, unglaublich gehaltvoll und dann kamen die Früchte zurück. Eine Geschmacksexplosion – was für ein Gesöff! Ich war sprachlos.

Was soll ich Ihnen, liebem Leser sagen, ich probierte an diesem Abend noch einige Biere, gute Biere, langweilige Biere aber auch weitere hervorragende Biere, aber eines „probierte“ ich mindestens alle halbe Stunde: Das Lizard’s Mouth, imperial IPA. Der Name leitet sich, so recherchierte ich später, von einer wie ein Reptilien-Maul aussehenden Felsformation bei Santa Barbara. IPA ist die Abkürzung von Indian Pale Ale, einem Bier, dass die Engländer und Schotten während der Kolonialzeit mit nach Indien nahmen. Es ist mehrfach gehopft und viel alkoholhaltiger als normales Bier. Es konnte dadurch die lange Schiffspassage und die Hitze in den Kronkolonien überstehen, ohne zu verderben. Eigentlich sollte es dann dort im Verhältnis 1:1 mit Wasser verdünnt werden, aber ich halte jede Wette, dass das jeder Brite genau einmal probiert hat. 9,2 Prozent Alkohol hat das Lizard’s, das ist fast das doppelte von einem Augustiner Hell.

Diese Brauart wird gerade von den so genannten Micro-Brewerys besonders gerne für ihre Craft-Biere verwendet. Mit dem Verfahren des mehrfachen Hopfens mit unterschiedlichen Aroma-Hopfensorten können, ohne gegen das Reinheitsgebot zu verstoßen, vielfältige Aromen in das Bier eingebracht werden. Da Alkohol auch ein Geschmacksträger ist, hilft die Stärke des Bieres auch noch mit, den Gaumen zu verwöhnen.

Diese Biere sind jetzt nichts gegen den großen Durst, da gibt’s für mich nichts Besseres als eine schönes Unertl Weißbier – am besten das aus Mühldorf. Sie sind Genussgetränke, wie Wein oder Whisky … riechen, nippen, schmecken, selig lächeln.
Jetzt suche ich nur noch nach einem Importeur für diesen wunderbaren Gerstensaft.
 

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Zum Beispiel, weil die fränkische Schweiz und ihre Brauer es nicht so mit Marketing haben? Brauchen sie wohl auch nicht, da die Dorfbewohner und Wandertouristen schon genug trinken.

Aber was das ungespundete Bier aus der fränkischen Schweiz angeht bin ich ganz bei dir: Kennt zwar kaum jemand, aber gehört zum besten was es an Bier gibt.

Ist zwar eigentlich OT: aber wo der Mann recht hat, hat er recht! :D

Der (fränkische) Landmann
 
Ich hoffe es stört euch nicht, ...

Nein - ganz im Gegenteil: Was für eine wunderbare Beschreibung dieser Verkostung! IPAs sind wirklich was ganz Extres. Ich hab mich letztes Frühjahr die Westküste "hochprobiert", da gab es viele Microbreweries. Mit den IPAs konnte ich mich allerdings nicht anfreunden. Dem Franken waren die Ambers gefälliger. Aber das wird mich nicht abhalten, weiter auf Entdeckungsreise durch die Welt der Biere (Biere der Welt) zu gehen. Kitschige Etiketten sind übrigens bei den Amis Usus.

Der Landmann
 
Ich war auch auf der Messe und habe auch das erste Mal ein IPA getrunken. Ich fands als Hopfen-Fan toll, wahnsinnig interessant und erfrischend. Erfrischend neu für mich.

Craft Biere gibt es in Deutschland wohl wie Sand am Meer - fallen da in Amerika doch Brauereien bis 250k Hekto darunter. Guter deutscher Mittelstand :).
 
Eigentlich sollte es dann dort im Verhältnis 1:1 mit Wasser verdünnt werden...
Rein aus persönlichen Interesse. Hast du dazu zufällig eine Quelle? Das IPA's für die Kolonien war, ist natürlich richtig, aber ich glaub nicht das sie so stark gebraut wurden das sie 1:1 hätten verdünnt werden sollen oder?

Mit dem Verfahren des mehrfachen Hopfens mit unterschiedlichen Aroma-Hopfensorten können, ohne gegen das Reinheitsgebot zu verstoßen, vielfältige Aromen in das Bier eingebracht werden.

Nahezu jede Brauerei gibt mehrere Hopfengaben ;). Das was du meinst ist dry hopping, oder auf deutsch Hopfenstopfen. Also die Gabe von Rohhopfen im kaltbereich.

Sorry wollte nicht besserwisserisch sein, aber bevor sich hier Fehler einschleichen :D
 
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