Wenns nur der collar gap ist - den entfernt der Änderungsschneider doch idR problemlos für kleines Geld.

Ehrlich? Wie soll denn das möglich sein? Ich dachte immer, man könnte lediglich den Kragen in der Höhe kürzen, was einen kleinen Collar Gap beheben könnte, aber einen solchen Collar Gap könnte man auch tolerieren.
 
Wenns nur der collar gap ist - den entfernt der Änderungsschneider doch idR problemlos für kleines Geld.

So sieht das Sakko von meinem York aus. Der Kragen wurde bislang zweimal vor Ort in Düsseldorf gekürzt, trotzdem ist der collar gap noch da (wenn auch deutlich kleiner als zuvor).

Wenn ich mir die Fotos anschaue, finde ich es so trotzdem besser als meinen ersten MTM-Versuch.

PS: Ich sag ja immer, dass ich einen Charakterkopf habe... ;)
 
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1. Zu wenig Erfahrung des Kunden, wobei dieser Punkt mMn am wenigsten ins Gewicht fällt, zumindest hier im Forum.

Diesen Punkt möchte ich etwas anzweifeln...

SuSu steht für diverse modische Einflüsse in bspw. Schnittvarianten, "italienischen" Ausstattungsdetails und farblich/materialtechnisch breit gestreuten Stoffen -
das alles offenbar zu vergleichsweise "günstig" erscheinenden Preisen, sei es für Einsteiger oder diejenigen, die zeit- und budgetüberschaubar, sich eine umfangreiche Kleiderschrank-Vielfalt zulegen wollen bzw. beides.

Die Gründe dafür sind vielseitig und reichen von sozusagen "Basisgarderobe zusammenstellen für Beruf etc.", "sich zusätzlich ein paar Sportsakkos/Anzüge für verschiedene Anlässe/Jahreszeiten zulegen" bis hin zu "erhebliche Foren/Tumblr/Blog-getriggerte Einflüsse mit konsekutivem Raving & Craving hinsichtlich SuSu-Produkten und -Angeboten"... ;)

Durch die sehr umfangreiche Thematisierung und Kommunikation entsteht meiner Ansicht nach eine Art "Quasi-Wissen", zumindest teilweise:
Begriffe wie z.B. "Spalla Camica" werden viel erwähnt und das zusätzlich genannte "Pleating" oder "Shirring" etc. ist auch bedeutungsvoll - inwiefern eigentlich diese auf gut deutsch Hemdschulter/eingeschobene Schulter genannte Konstruktion samt Fältelung zum jeweiligen Stoff und Charakter von Anzug/Sakko passt, tritt meiner Meinung nach in den Hintergrund oder ist dann einfach "Geschmackssache"...

Ähnlich das schon mehrfach erwähnte "3 roll2"-Angebotsmerkmal, welches noch am einfachsten vergleichbar mit diversen Anbietern sein dürfte, die dort wirklich "Roll" am Revers/Schließknopf vorzuweisen haben mit einer entsprechenden Substanz/Dreidimensionalität etc. -
mir erscheint das Revers bei SuSu-Produkten in dieser Hinsicht auffallend deutlich flacher, ebenso bei Varianten mit zwei Knöpfen.
Reversbreiten-Auswahl und die Form aufgesetzter Taschen in Bezug auf (Längen-)Proportionen und Abstichform wurden auch schon angesprochen.

Ein weiter Aspekt sind Silhouette und Brustkonstruktion bzw. die Kombination aus beidem: bei SuSu habe ich des öfteren eine entsprechende Formgebung vermisst, beziehungsweise sind mir "punktförmige Taillierungen" aufgrund des Schließknopfes aufgefallen.

In diesem Zusammenhang sollte vielleicht nochmals das Thema "Full Canvas" vs. "Half Canvas" und "Fused" angesprochen werden:
Auf dem gängigen schematischen Bild sieht man einen Bereich von "Wool Canvas" bis ungefähr zur Tasche, bei "Full Canvas" bis in Saumnähe, die vorderseitig großflächige Verklebung des Oberstoffs mit einem als "Fusible" bezeichneten Liner bei Half Canvas ist klar zu erkennen und auch in "Anatomie des Sakkos" beschrieben
http://content.artofmanliness.com/uploads/2010/02/suit.png
https://stilmagazin.de/anatomie-des-sakkos-die-front/

Dass diese Ausführungen "konturenmäßig" in Abhängigkeit vom Material und Futter(half-lined, unlined) verschieden sind, ist offensichtlich.
Ich hatte jedoch vor dem Aufschneiden des SuSu-Sakkos mehr Canvas-Einlage erwartet bzw. dass diese weiter nach unten reicht
(vgl. Skizzen von Xuits http://www.xuits.com/magazine/unfixierte-verarbeitung-58), tatsächlich endet diese aber als "Brustplack" gerade in Höhe des (relativ hoch liegenden) Schließknopfes.

Inwiefern hier Vor- oder Nachteile bestehen, auch in Abhängigkeit von der Statur des Trägers und Körpergröße, wäre eine Diskussion wert ?

Abschließend kann ich nur meine Erfahrungen mit dem Beispiel des erwähnten zerlegten älteren SuSu-Sakkos darstellen:
obwohl das Sakko im inneren Bereich (Futter, Ärmel, Achseln, Tascheneingriffe) keine Tragespuren zeigte und auch am Oberstoff (Taschen zugenäht, keine erkennbare Abnützung an Ärmeln, Kragen oder durch Reinigung und Aufbügeln) völlig intakt und in diesen Bereichen optisch neuwertig war, zeigt der Birds Eye-Stoff massiv glänzende Stellen im Bereich der unteren Ärmel, offensichtlich durch "Schreibtischkontakt".
Von einem solchen Birds Eye-Stoff, der im ersten Eindruck mit seinem kräftigen und matt-körnigen Griff eher einer Anmutung als "Arbeitstier" oder zumindest mutmaßlich langlebiger Qualität entsprechen sollte, hätte ich das nicht erwartet -
YGWYPF, aber eine solche schnelle Ausmistung war sicherlich nicht vorgesehen, wird aber individuell (und modellverschieden) durch Stoffqualität und Trageanlässe bedingt sein.
Das meiner Ansicht nach flache Revers, welches auch sichtbar über dem Schließknopf/Knopfloch endet, steht nicht gerade für Erfahrungen mit dem typischen "Roll" anderer (italienischer etc.) Hersteller, vielleicht gibt es hier aber auch inzwischen Unterschiede (Reversschnitt, Einlagen) bzw. einen Zusammenhang mit der verwendeten Stoffdicke/-Gewicht ?

Was das jetzt alles mit MTM zu tun hat ?
Angesichts der vielfältigen Erfahrungen und Erwartungen sollte man sich doch etwas im Klaren darüber sein, welche Schwerpunkte man setzt und dass der Begriff "Passform" ein weites Feld ist (über hinreichende und notwendige Bedingungen kann man auch lange grübeln...).

Die größere Stoffauswahl bei einem offensichtlich moderaten Aufschlag X zu einem bestehenden Preisniveau Y, eine Auswahl an "modischen" Details, die bei anderen Anbietern in dieser Form nicht wählbar sind (oder anders ausgeführt, mit Preisaufschlag,...) und eine Art "SuSu-Bias" durch die RTW-Sachen spielen, zumindest meiner Einschätzung nach, offensichtlich eine bedeutende Rolle ?
 
.....

Da ich die Arbeiten von De Togni bereits live sehen konnte, würde ich empfehlen: Leg ein paar Euro für das Zugticket nach München drauf und geh zum Bespokeservice (wenn dir das nicht zu teuer ist) - ich bin mir aber sicher, dass Du das Bespoke Teil mehr lieben wirst als 2-3 SUSU MTMs.

Also, mal meine Einstellung dazu.

Ich würde auch eher MTM nehmen, grade aus dem Grund, dass es kein Desaster ist , wenn dir mal etwas kaputt geht.

Mit einem 2000€*hätte ich Angst irgendwo hängen zu bleiben etc., bei dem 600€ MTM Anzug ist das nicht ganz so schlimm. Zu mal ich , wenn ich die richtige Passform habe, auch wesentlich mehr Auswahl für das gleiche Geld habe.

Natürlich ist die Qualität bei Bespoke wesentlich höher, aber man muss es sich leisten können und wollen.
 
Erlaubt mir, zr3rs aus dem "Sakkovergleichsthread" zu zitieren, weil ich das ziemlich passend finde:

Die naive Vorstellung, "auf Maß" wäre in irgendeiner Hinsicht etwas grundsätzlich positives, sei es aus Fertigungs-, Trage-, oder Passformqualität, habe ich endgültig abgelegt. "Einladung zum Stümpern" wäre passender:eek:. Mir ist jetzt klargeworden, dass 1 oder 2 cm Unterschied riesige Auswirkungen haben können.

Die Gefahr, dieser "Einladung zum Stümpern" zu folgen scheint bei MTM-Anfängern noch größer zu sein, was ja auch nicht wirklich verwundert. Wenn ich meinen aktuellen Projektstand jetzt Revue passieren lasse, hab ich nicht nur den Eindruck, auch selbst herumgestümpert zu haben (oder positiv: viel Erfahrung gesammelt zu haben), sondern auch den, nicht vom Stümpern abgehalten worden zu sein.

Durch die sehr umfangreiche Thematisierung und Kommunikation entsteht meiner Ansicht nach eine Art "Quasi-Wissen", zumindest teilweise:
Begriffe wie z.B. "Spalla Camica" werden viel erwähnt und das zusätzlich genannte "Pleating" oder "Shirring" etc. ist auch bedeutungsvoll - inwiefern eigentlich diese auf gut deutsch Hemdschulter/eingeschobene Schulter genannte Konstruktion samt Fältelung zum jeweiligen Stoff und Charakter von Anzug/Sakko passt, tritt meiner Meinung nach in den Hintergrund oder ist dann einfach "Geschmackssache"...

Als ich bspw. nach dem Unterschied zwischen "soft shoulder" und "spalla camicia" fragte, hieß es nur, letzteres sei eben "klassischer". Mein Fehler, dass ich nicht nochmal nachgefragt habe, aber muss ich mich wirklich vorher über alle Details informieren und schon vorher wissen, ob mir das steht? Im Grunde wird vom Kunden hier doch zu viel verlangt. Etwas mehr Beratung im Hinblick auf das Verhältnis von Stil/Passform zu meinem Körperbau hätte ich schon erwartet und ich denke, auch erwarten können.

Das gilt auch für die Abnahme. Natürlich muss ich idealerweise selbst sofort im Spiegel erkennen, wo es nicht passt. Aber so einfach ist das gerade am Anfang nicht - und ich weiß es geht nicht nur mir so. Sieht man einmal von dem zu engen und hohen SP ab (der ja auch eher dem Hausstil entspricht), dann hätten doch etwa bei meinem Projekt einem geschulten Auge die Ärmelprobleme auffallen müssen. Oder sehe ich das falsch?
 
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Mir ist ehrlich gesagt nach dem Lesen des Beitrags nicht so ganz klar, worauf Du hinauswillst, insbesondere auch bzgl. des SuSu-MTM-Programms. :)

Als ich bspw. nach dem Unterschied zwischen "soft shoulder" und "spalla camicia" fragte, hieß es nur, letzteres sei eben "klassischer". Mein Fehler, dass ich nicht nochmal nachgefragt habe, aber muss ich mich wirklich vorher über alle Details informieren und schon vorher wissen, ob mir das steht? Im Grunde wird vom Kunden hier doch zu viel verlangt. Etwas mehr Beratung im Hinblick auf das Verhältnis von Stil/Passform zu meinem Körperbau hätte ich schon erwartet und ich denke, auch erwarten können.
Nein, ich glaube, das kannst Du nirgendwo automatisch erwarten. Du bekommst halt, was Du bestellst, und andere Empfehlungen als den Hausstil wird man selten bekommen. Je größer die Freiheitsgrade, desto größer ist die Chance fehlzugehen. Wenn man sich darauf einlässt, muss man auch selbst entscheiden können, das kann man nicht delegieren. Sobald man darauf angewiesen ist, nach Meinungen anderer zu fragen, bekommt man auch hier im Forum von vier Mitforanten sieben verschiedene, das ist auch nur natürlich. Wenn Du Dir die jüngste Diskussion um HansCastorps aktuelles Bespoke-Projekt durchgelesen hast, wirst Du gesehen haben, dass auch da einige der Meinung sind, dass das Sakko in den Proportionen aus dem Ruder gelaufen ist (da es anders als bei MTM nur ein Zwischenstand war, kann man vielleicht noch etwas korrigieren). Und da Du zr3rs' Thread ja auch verfolgt hast, hast Du auch dort gesehen, wie groß die Unterschiede bei den Ergebnissen waren, in dem Fall bei einem sehr erfahrenen Mitforanten.

Das gilt auch für die Abnahme. Natürlich muss ich idealerweise selbst sofort im Spiegel erkennen, wo es nicht passt. Aber so einfach ist das gerade am Anfang nicht - und ich weiß es geht nicht nur mir so. Sieht man einmal von dem zu engen und hohen SP ab (der ja auch eher dem Hausstil entspricht), dann hätten doch etwa bei meinem Projekt einem geschulten Auge die Ärmelprobleme auffallen müssen. Oder sehe ich das falsch?
Da bin ich vollkommen Deiner Meinung.
 
Natürlich muss ich idealerweise selbst sofort im Spiegel erkennen, wo es nicht passt. Aber so einfach ist das gerade am Anfang nicht - und ich weiß es geht nicht nur mir so.

Das finde ich, ist ein interessanter punkt. So geht es mir noch immer teilweiße. Du stehst mit der neuen klamotte (egal ob mtm oder stangenware) vorm spiegel und denkst dir: "sieht gut aus, passt." Aber da kann man sich ziemlich täuschen. Denn wenn man sich dann selber mal auf fotos betrachtet fällt einem auf wie schlecht es in wirklichkeit aussieht. Da hatte ich schon so manche erleuchtung. Deswegen finde ich grad anständige selfies ziemlich hilfreich. Hat mir schon oft die augen geöffnet. Und am besten wirken sie, wenn man eine nacht drüber schläft und sich dann nochmal betrachtet.
 
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