German Psycho
Member
In den 80ern und 90ern hat man in Deutschland fast nur Smokinghemden mit Kläppchenkragen von der Stange bekommen, heute gibt es eher Umlegekragen.
Leider sind eben die 80er und 90er Jahre die einzige Referenz für einen Kläppchenkragen. Er hat mit den früheren nicht viel zu tun und darf daher ruhigen Gewissens als eine der Modesünden dieser beiden Jahrzehnte gelten.
Ein Umlegekragen hat hingegen eine längere Tradition. Die Gründe, warum es der Vatermörderkragen nicht in die heutige Zeit geschafft hat, sind dabei ja vernachlässigbar. Es bleibt zu konstatieren, daß der Kläppchenkragen eine Art 80er-Jahre-Interpretation eines Kragens aus früheren Zeiten ist. Er ist - wie proteus bereits schrieb, zu weich und zu klein, um als neuer Klassiker gelten zu dürfen.
Wenn jemand also fragt, welchen Kragen er momentan lieber kaufen sollte, um auf der "sicheren Seite" zu sein, ist die Antwort daher eindeutig: Der Umlegekragen.
Hinzu kommt, daß dann Überlegungen angestellt wurden, den Kläppchenkragen zusammen mit der Wiener Manschette zu nehmen - wieder einmal ein Versuch, den Smoking besonders originell interpretieren zu wollen, bevor man die Basis hinbekommen hat. Das wird nicht hinhauen. Dann lieber einen Frack und ein entsprechendes Frackhemd.
Ich habe früher auch furchtbare Smokingmodesünden begangen. Ich trug auf dem Frankfurter Opernball einen Dreiteiler, der geschnitten war wie ein Anzug (mit fallendem Revers, zwei Knöpfen und hochgeschlossener Weste); dazu Kläppchenkragen und Lackschuhe mit gerader Front. Wenn ich mir heute Bilder davon ansehe, muß ich mich selbst auslachen.
Der Hintergrund war, daß ich damals auch unbedingt "modern" und "anders" aussehen wollte. Es ging nach hinten los.
Ich hätte mich sehr gefreut, wenn man mich damals davor bewahrt hätte.