Der Jammer-Faden

Will die Diskussion an der Stelle nicht breittreten, deswegen nur ein Einwand:

war on drugs jetzt zu war on cash umzuformieren ist sprachlich eingängig, aber inhaltlich abwegig. Fernab der sinnvollen Gründe einer Liberalisierung des Drogenmarktes, wird dessen illegaler Handel u.a. erst durch Bargeld möglich. Zu den Ineffizienzen des Bargelds gehört insofern auch die leichte Möglichkeit zur Kriminalisierung (auch Fälschung etc.). Dass zur Freiheit auch der Missbrauch gehört, steht dabei auf einem anderen Blatt.

Trotz alledem möchte ich nur festhalten: war on drugs und die Diskussion über Bargeld sind zwei strukturell völlig verschiedene Sachverhalte.
Ich könnte auch sagen: war on drugs ist out, next stop: war on suitsupply
 
Wenn Bargeld abgeschafft wird muss aber auch der Besitz von Ersatzwährungen wie zB Gold verboten werden, hatten wir ja alles schon.

Mir wäre jedenfalls alles andere als wohl, wenn irgendjemand die Möglichkeit hätte mir den Zugang auf mein "elektronisches" Vermögen kurzerhand mit irgendeinem nationalenErmächtigungsgesetz zu kappen und diese Möglichkeit im Vorfeld auch noch mit Verringerung von Transaktionskosten begründet wird.
 
Wenn Bargeld abgeschafft wird muss aber auch der Besitz von Ersatzwährungen wie zB Gold verboten werden, hatten wir ja alles schon.

Ein Verbot fände ich auch unangemessen, aber es würde ja schon reichen, wenn man es nicht mehr als gängiges Zahlungsmittel, sondern nur als Anlage im Austausch mit Banken akzeptiert wird. Dann könnte man auf Münzgeld verzichten und, um Bargeld in den Zahlungsverkehr zu bringen, würden langfristig nicht begründete, hohe Einzahlungen auffallen.

Mir wäre jedenfalls alles andere als wohl, wenn irgendjemand die Möglichkeit hätte mir den Zugang auf mein "elektronisches" Vermögen kurzerhand mit irgendeinem nationalenErmächtigungsgesetz zu kappen und diese Möglichkeit im Vorfeld auch noch mit Verringerung von Transaktionskosten begründet wird.
De facto wäre das doch auch heute schon möglich. Der Großteil von Vermögen wird ja nicht in Bargeld gebunkert. Alles andere sind auch nur juristische Ansprüche, die elektronisch oder in Papierform festgehalten werden. Wenn Bargeld als Zahlungsmittel langfristig nicht mehr relevant ist, verlieren auch nicht-natürliche Ersatzwährungen an Glaubwürdigkeit (z.B. Gold gegen Gemüse bei Krieg und Inflation).
 
Ein Verbot fände ich auch unangemessen, aber es würde ja schon reichen, wenn man es nicht mehr als gängiges Zahlungsmittel, sondern nur als Anlage im Austausch mit Banken akzeptiert wird. Dann könnte man auf Münzgeld verzichten und, um Bargeld in den Zahlungsverkehr zu bringen, würden langfristig nicht begründete, hohe Einzahlungen auffallen.

Das mag so sein, aber welchen Vorteil hat der einzelne Vermögensbesitzer davon, dass seine Transaktionen dann besser kontrollierbar sind? Oder anders gesagt: warum ist es wünschenswert im Krieg nicht mehr Kartoffeln gegen Gold kaufen zu können ( bzw. Kaffee, Zigaretten, Nylons whatever)
 
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Das sehe ich anders. In Zeiten der Unsicherheit, vor allem wenn die Unsicherheit sich auf die Stabilität des Finanzwesens bezieht, steigt die Bedeutung materieller Werte. Dazu gehört Gold, wie jede andere Ersatzwaehrung, die zum jeweiligen Zeitpunkt als bedeutend angesehen wird.

Deswegen schrieb ich langfristig. Wenn klar ist, dass man Gold nicht mehr in Bargeld tauschen kann, um den Wert dessen in den Zahlungsverkehr zurückzuführen, wird es an Wert verlieren. Durch Studien hat sich insbesondere gezeigt, dass selbst bei Kriegen der Goldpreis nicht zwangsläufig steigt. Problematisch wäre die Kapitalflucht in Staaten, die dieses System nicht teilen, auch wenn dieses Kapital dann in nicht nachvollziehbarer Weise nur schwer nach Deutschland zurückgeführt werden könnte.
 
Das mag so sein, aber welchen Vorteil hat der einzelne Vermögensbesitzer davon, dass seine Transaktionen dann besser kontrollierbar sind? Oder anders gesagt: warum ist es wünschenswert im Krieg nicht mehr Kartoffeln gegen Gold kaufen zu können ( bzw. Kaffee, Zigaretten, Nylons whatever)

Der Vermögensbesitzer profitiert davon, dass die Verwaltung von illegal gewonnenem Kapital vermutlich nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden kann (außer er ist Besitzer illegal erworbenen Vermögens). Bei elektronisch verwaltetem Vermögen und der (soweit möglich) Vermeidung von Falschgeld kann zudem die Preisstabilität besser verfolgt werden - das schützt Vermögen.

Das Beispiel Krieg habe ich für eine Krise des Bargelds als Beispiel herangezogen (da in der Kriegssituation die Existenz des Staates als Emittent des Bargelds gefährdet ist). In der Kriegssituation halten Banken generell länger durch als Staaten, das ist soweit Konsens. Insofern ist davon auszugehen, dass elektronisch gespeichertes Bankvermögen in einer heutigen Kriegssituation stabiler wäre, als vom Staat emittiertes Bargeld oder Gold als Ersatzwährung. Es ist also zu vermuten, dass der Vermögende dadurch auch im Krieg "billiger" an Kartoffeln rankommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Deswegen schrieb ich langfristig. Wenn klar ist, dass man Gold nicht mehr in Bargeld tauschen kann, um den Wert dessen in den Zahlungsverkehr zurückzuführen, wird es an Wert verlieren. Durch Studien hat sich insbesondere gezeigt, dass selbst bei Kriegen der Goldpreis nicht zwangsläufig steigt. Problematisch wäre die Kapitalflucht in Staaten, die dieses System nicht teilen, auch wenn dieses Kapital dann in nicht nachvollziehbarer Weise nur schwer nach Deutschland zurückgeführt werden könnte.

Ich will nicht wieder persönlich werden, aber ich halte das für einen rein makroökonomischen Ansatz, durch und durch technokratisch, der die Rechte des Einzelnen einschränkt. Des Normalbürgers wohlgemerkt.

Und ich bin mir sicher, dass sich immer Ersatzwährungen bilden würden, einfach weil es graue, schwarze, auch Kriminelle Märkte schon immer gegeben hat und weiter geben wird, die einen Bedarf an fehlenden Überwachungsmöglichkeiten der Zahlungsströme haben. Für die Obernormalbürger sozusagen. Womit sollte ich denn meine Putzhilfe bezahlen dann?
 
Ich will nicht wieder persönlich werden, aber ich halte das für einen rein makroökonomischen Ansatz, durch und durch technokratisch, der die Rechte des Einzelnen einschränkt. Des Normalbürgers wohlgemerkt.

Das ist eine Meinung, dagegen kann ich nicht argumentieren. Die Rechte des Bürgers entstammen gesellschaftlichen Normen und die können sich bzgl. des Bargelds auch ändern.

Und ich bin mir sicher, dass sich immer Ersatzwährungen bilden würden, einfach weil es graue, schwarze, auch Kriminelle Märkte schon immer gegeben hat und weiter geben wird, die einen Bedarf an fehlenden Überwachungsmöglichkeiten der Zahlungsströme haben. Für die Obernormalbürger sozusagen. Womit sollte ich denn meine Putzhilfe bezahlen dann?

Definitiv bilden sich Ersatzwährungen, aber es wird teurer die zu betreiben und damit sinkt die Attraktivität. Auch ohne Währung ist der Austausch von Naturalien eine Alternative - vielleicht wäre das etwas für deine Putzfrau ;) Aber auch hier wird der Austausch eben schwieriger. Wenn die Attraktivität des Naturalien-Tausches mit der Putzhilfe gering ist, wirst du sie wohl anmelden und elektronisch bezahlen.

Um nochmal etwas zu provozieren:
Man stelle sich vor, dass Bargeld als Zahlungsmittel nicht mehr akzeptiert wird und parallel Drogen legalisiert, von großen Pharma-Konzernen produziert und über Apotheken vertrieben werden. Ein immenser Zuwachs an gesellschaftlichem Mehrwert auf vielen Ebenen.
 
Ich verstehe ja deinen Ansatz, aber die weitere Ökonomisierungdes Alltags und Überwachung des Einzelnen erscheint mir eben nicht wünschenswert.

Da ich kein Neider bin ist es mir auch herzlich egal ob irgendwo illegal Vermögen erworben wird, jedenfalls so lange wie der Tischlergeselle vier Stunden arbeiten muss um eine Stunde seines Schlossergesellenkollegen bezahlen zu können.

Nähertreten vermag ich der Idee vielleicht, wenn sämtliche direkten Steuern dann abgeschafft würden und allein der dann ja lückenlos nachvollziehbare Kapitalverkehr besteuert würde. zurück zum guten alten Tauschgeschäft...
 
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