Erfahrungsbericht: Policke vs. Dolzer vs. Suitsupply vs. Rooks & Rocks vs. Vesturo

Wie seid ihr von "ich brauche einen Anzug für meine Hochzeit" zu Statistiken über den Konsum von Rindfleisch gekommen? LOL
 
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Natürlich kann man sich einiges schönreden, teils auch schönrechnen. Aber belastbare Zahlen wären halt schön. Gefunden habe ich den Bio-Anteil insgesamt bei Lebensmitteln (Anteil Fleisch ist nicht kostenlos abrufbar): auch hier grob 7%.

Aber geh mal zu den massenmässig relevanten POS, Discounter, Supermarktketten. Wie ist da der „gefühlte“ Anteil? Ich gönne Dir mal einen Anteil an ausländischem Gutfleisch in Höhe der heimischen Bio-Produktion (und fühle mich damit spendabel), dann sind wir bei 14%. In 40 Jahren. Findest Du das sei die behauptete grundlegende Veränderung aufgrund von Individualentscheidungen? Dazu kommt dass das Bio-Segment ja schon durchaus speziell gefördert wird, nicht zuletzt propagandistisch.
Das Bio-Segment ist in dieser gesetzlich reglementierten Form ein weitgehend deutsches propagandistisch gefördertes, da stimme ich mit Dir überein. Es kommt daher, dass es in Deutschland keine einheimische kulinarische Kultur gibt. Es gibt Sattwerden und was auch immer wir an kulinarischer Kultur aus dem Ausland importiert haben (plus ein bisschen Spargelhysterie im Frühling). Daher gibt es im Gegensatz zu einigen europäischen Nachbarn auch kein Qualitätsverständnis für landwirtschaftliche Produkte. Die Menschen brauchen jemand, der ihnen ein Label gibt, das ihnen vermittelt, dass etwas überlegen (und für Besserverdiener und Leute, die sich gut fühlen wollen) ist. Quasi eine Rolex-Marke für Fressalien mit einem "Ich rette die Welt"-Touch. Das ist Bio, nichts weiter. Und da wird auch noch betrogen, dass sich die Balken biegen, es geht ja auch nur um die Form und um die Haltung (sic! :)), nicht um den Inhalt. Ich hatte heute ein Iberico-Schweinefilet (halb so groß wie ein wässriges deutsches Hausschweinefilet aus geschlossener Massentierhaltung und dafür drei Mal so teuer) umwickelt mit Südtiroler Speck und rosa gebraten mit Kartoffelbeilage und Bio!-Erbsen/Möhren/Blumenkohlröschen/Kräuterbutter-Gemüse. Nur letzteres war davon Bio, aber alles war davon gut. Es gibt außerhalb Deutschlands Tonnen von hervorragenden Produkten, die bekannt hervorragend sind und kein sinnloses Bio-Markensiegel brauchen, das ohnehin niemand zuverlässig überwachen kann.

Das heißt nicht, dass ein Bio-Siegel nicht auch auf einem guten Produkt prangen kann. Ich kaufe gern auch mal abgepacktes deutsches Bioland-Hackfleisch für den TK-Vorrat. Wird in der Pfanne wunderbar, geringer Wasseranteil, ordentlicher Geschmack, noch sehr weit entfernt von Freiland-Nebraska-Niveau, aber okayish.

Wir müssen Menschen in Deutschland zu guten Produkten heranführen, zum guten Geschmack, zum Genuss und damit ist ein Maß von Tierwohl immer zwangsläufig verbunden. Natürlich nur in der ersten Welt. 90% der Menschen weltweit kämpfen ums pure Überleben, diese ganze deutsche Bio-Diskussion ist für sie eine Verhöhnung ihrer Lebensumstände.

Ich vermisse nach wie vor Beispiele dafür, wo individuelle, individuell „nachteilige“ Entscheidungen ohne gesellschaftliche Förderung eine Veränderung zum gesellschaftlich gewünschten Verhalten bewirkt haben. Es gab doch Verfechter, aber bisher kein Beispiel? Man kann doch nicht einfach etwas behaupten, ohne das unterfüttern zu können?

Ich würde ja gerne etwas mehr an Altruismus, das Gute im Menschen glauben, aber das ist leichter wenn ich dafür Beispiele habe. Sonst bleibt ja nur der Schluss dass es ohne „Zwang“, d.h. Regelung von oben, nicht geht. Wer eine Regelung ablehnt, sollte schon plausibel machen dass es ohne geht.
Und da ist auch der Unterschied zwischen uns beiden. Ich glaube, dass man attraktive Angebote nicht vermitteln muss, sie realisieren sich von selbst. Sobald man sie befehlen muss, sind sie nicht attraktiv und schon gar nicht demokratisch, das weiß man seit den letzten 5-Jahres-Plänen auf ostdeutschem Boden. Und wenn man glaubt, man wäre selbst berufen, sie im Diktat gegen die Mehrheit der Menschen durchzusetzen, nun ja, Du ahnst, was man dann ist.

Demokratische Politik muss man vermitteln und das ist anstrengend. Erfreue Dich doch einfach daran, dass sich mittlerweile hierzulande eine wohlhabende Gruppe um die Verbesserung von Qualität und Erzeugungsbedingungen (was inhärent zusammenhängt) von landwirtschaftlichen Produkten bemüht, etwas, was in Italien und Frankreich ein normaler Bestandteil von Alltagsleben ist. Nachhaltiger Fortschritt auf dieser Ebene entsteht nicht über Nacht und wird nie alle erreichen können, schon gar nicht die, die ihn sich nicht leisten können.

Und wenn wir schon was zwangsweise anordnen müssen, dann ist es das Tragen artisanal produzierter Seidenkrawatten zu Bespokeanzügen mit handgenähten Schuhen. Alles darunter ist doch Ausbeutung. ;)
 
[...] es in Deutschland keine einheimische kulinarische Kultur gibt. [...]
Gewagte These. Es gibt in Deutschland viele regionale Speisekulturen, nur mal eine kleine willkürliche Auswahl: Heringssalat und Fischbrötchen, Thüringer Bratwurst und Knödel, Pfälzer Saumagen, Leberknödel, Mettbrötchen (ok, das ist weniger regional, das isst man überall gerne ;-), Grillhaxe, Schäufele, Brezeln... Allein Knödel gibt es in so vielen verschiedenen Varianten. Dazu kommen noch zahlreiche Biersorten.
Oder habe ich deinen Begriff von kulinarischer Kultur nicht verstanden? Dann bitte ich um Aufklärung.

Sobald man sie befehlen muss, sind sie nicht attraktiv und schon gar nicht demokratisch, das weiß man seit den letzten 5-Jahres-Plänen auf ostdeutschem Boden.
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Gewagte These. Es gibt in Deutschland viele regionale Speisekulturen, nur mal eine kleine willkürliche Auswahl: Heringssalat und Fischbrötchen, Thüringer Bratwurst und Knödel, Pfälzer Saumagen, Leberknödel, Mettbrötchen (ok, das ist weniger regional, das isst man überall gerne ;-), Grillhaxe, Schäufele, Brezeln... Allein Knödel gibt es in so vielen verschiedenen Varianten. Dazu kommen noch zahlreiche Biersorten.
Oder habe ich deinen Begriff von kulinarischer Kultur nicht verstanden? Dann bitte ich um Aufklärung.
+1. Hat mich auch gerade etwas verwirrt
 
Gewagte These. Es gibt in Deutschland viele regionale Speisekulturen, nur mal eine kleine willkürliche Auswahl: Heringssalat und Fischbrötchen, Thüringer Bratwurst und Knödel, Pfälzer Saumagen, Leberknödel, Mettbrötchen (ok, das ist weniger regional, das isst man überall gerne ;-), Grillhaxe, Schäufele, Brezeln... Allein Knödel gibt es in so vielen verschiedenen Varianten. Dazu kommen noch zahlreiche Biersorten.
Oder habe ich deinen Begriff von kulinarischer Kultur nicht verstanden? Dann bitte ich um Aufklärung.


+1

So richtig Deutsch ist das meiste davon nicht. Zumindest ergibt sich daraus kein Alleinstellungsmerkmal.

Grillhaxe als herausragendes Gericht zu nennen; gewagt.

Die besten Knödel würde ich beispielsweise eher in den Tiroler Raum oder ins Böhmische verorten und Heringssalat und Fischbrötchen, tja, das findet man im nordischen Raum auch ohne Ende.

Wenn schon, dann würde ich eher deutsche Brotkultur nennen, oder die vielen Wurstkreationen. Bier und Wein selbstverständlich auch.

Problematisch finde ich eher das fehlende Qualitätsbewusstsein in der breiten Masse. Das sieht in Frankreich oder Italien schon anders aus. Und auch in Österreich ist die Qualität beim durchschnittlichen Fleischprodukt, welches man im Supermarkt erwerben kann, höher.
 
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