Olymp Hemden

So, nun muss ich doch mal was loswerden. Der Thread ist der Anlass; aber was ich meine, hätte ich auch an anderer Stelle anbringen können.

Bitte, so viel vorab - (...auch schön: schon vorher entschuldigen): bitte versteht mich nicht falsch. Ich finde das Forum klasse, ich finde toll, dass sich so viele Interessierte hier austauschen und lernen wollen. Auch ich lerne immer noch dazu. Ich bin auch kein Snob, ich habe auch keinen Dukatenscheißer.

Aber: Ganz ehrlich - wenn man ein Stilmagazin betreibt, dann sollte man sich mit Dingen wie Olymp-Hemden oder Eterna oder ähnlichem wirklich nicht befassen.

Ein Stilmagazin sollte uns doch den Weg zum Stil weisen, zu einem Verständnis von Qualität und was genau diese Qualität ausmacht.

In diesem Sinne sehe ich beispielsweise den ein oder anderen Blog, in dem Schuhe auseinandergenommen werden etc.

Um es klar zu sagen: Natürlich kann man ein Olymp-Hemd kaufen. Man kann es auch tragen. Aber es hat nun nullkomanull mit Stil, gutem Handwerk, Stoffqualität oder sonstwas zu tun. Es ist die Negation von Stil, es ist simpelste, wenig inspiriert angefertigte Massenware. Das Gegenteil von dem, was ein Hemdenschneider fabriziert.

Rückt man Stil und handwerk und Tradition in den Mittelpunkt, In sind solche Hemden NO GO, vergeudetes Geld, Ramsch, mit Chemie plattgewalzte Baumwolle für etwas, was sich Convenience nennt ("bügelfrei").

Wer sich mit der Kunst des Hemdenmachens beschäftigt, der soll sich die leider immer teuren, aber eben handwerklich herausragend gearbeiteten ansehen: Kiton, Finamore etc. Dort mag der Preis völlig over the top sein. Aber es ist Handwerk at its best.

Er sollte ferner die Hände lassen von Modelabels á la Armani oder ähnlichem, bei denen der Preis ebenfalls over the top ist, aber die Qualität dürftig. Sie kommen im Zweifel aus den gleichen Fabriken irgendwo in einem Mittelmeeranrainer-Staat, wie ein 100 Euro billigeres BOSS-Hemd auch.

Ja ja - mancher mag mit Olym glücklich sein, sie preisen als tolle Hemden, so pflegeleicht. Der mag auch einen Bequem-Schuh als stilvoll preisen...

Ich würde mal folgende Kategorie vernünftiger, stilvoller Hemden versuchen:

Bis 70 Euro gibt's nix, was den Namen Stil & Handwerk verdient.

Für 70 bis 100 Euro bekommt man hin und wieder mal ein Hemd, das ganz in Ordnung ist, wie von Hilfiger, Boss oder so. das ist völlig o.k. Aber eben auch nur o.k. Besonders herausragende Arbeit an Knöpfen oder Kragen oder Schnitt darf man hier nicht erwarten.

Für 100 bis 150 Euro dringt man in eine andere Liga vor. Kragen sind hier besser gearbeitet (z.B. nicht verklebt), es gibt Details wie die eingesetzten Winkel an den Seiten, Perlmuttknöpfe etc. Gute Hemden, die aber immer noch Standard-Fabrikware sind.

Für 150 bis 200 Euro bekommt man ein Hemd aus bestem Stoff mit handwerklichen Details wie handgenähte Kragen, besser (leider immer noch nicht perfekt) angenähte Knöpfe etc. Vielleicht auch einen handeingesetzten Ärmel.

Für 200 bis 300 Euro dringt man in den Olymp vor (wo es ganz sicher KEINE Olymp-Hemden gibt). Bis komplett von Hand gearbeitet, handangenähnte Knöpfe, handgemachte Knopflöcher, perfekte Kragen, allerbeste Stoffe (die, nebenbei bemerkt, NIEMALS bügelfrei sein können).

Dann gibt's noch teurere - aber das ist dann, glaube ich, außerhalb der Qualität.

Wer nun glaubt, ich habe einen Vogel, dem sage ich: Legt mir drei Hemden vor, nehmt die Label raus, und ich sage Euch in fünf Minuten, welche das 250, welches das 150 und welches das 100-Euro-Hemd ist.

Nochmal, für alle, die mir jetzt heftig antworten und mich als Snob schmähen: mir geht es um nichts weniger, als Olymp etc. schlecht zu machen. Aber es kann in einem Stilmagazin nicht der Ansatz sein, danach zu gehen, was sich viel verkauft. Sonst empfehle ich künftig auch Threads über Hemden von ALDI oder Tchibo. Die werden auch gekauft.

Meine Herren: Bitte mehr nach den Sternen greifen!

Es grüßt

A.E.

So ists Herr Sachverständiger!
 
Ich kann ihnen (oder Dir??) in fast allen Punkten zustimmen.

Aber: Nicht jeder kann sich, bzw. NOCH nicht, Hemden im Preisrahmen von 200€+ leisten. Ich als Student bin jetzt grade mal froh, endlich mir 200 Euro zusammengelegt zu haben um mir ein solches Hemd demnächst anfertigen zu lassen. Aber ich habe Hemden die natürlich sehr günstig sind/waren, trotzdem sehen sie gut aus, halten die Farbe, keine Blasen an den Einlagen etc.

Natürlich hast Du Recht, was die Preise angeht. Man muss auch kein KITON-Hemd je in seinem Leben besitzen.

Aber ich sage mal, lieber zwei Olymp-Hemden nicht gekauft und für 98 Euro ein Hemd bei Dolzer mit einem Stoff von Thomas Mason machen lassen. Das ist das Geld allemal eher wert.

Und: Es geht mir ja einfach nur darum, dass man die Schreckens-Hemden nicht unter dem Aspekt Stil kaufen sollte.

Und wenn der Geldbeutel nur für das Preissegment Olymp reicht, würde ich vorher, für das gleiche Geld empfehlen:

Massimo Dutti oder selbst ZARA hat manchmal dann ganz gut gemacht Hemden aus einem passablen Stoff. Und sie sehen allemal noch besser aus, als die blusigen bügelfreien Dinger.

Apropos: habt ihr mal bemerkt, dass bügelfreie Hemden so eine komische Stoffkonsistenz bzw. Form haben? Sie sehen z.B. an den Nähten immer etwas aufgeblasen aus...

A.E.
 
@ARBITER ELEGANTIARUM

Sehr guter Text, findet bei mir breite Zustimmung.Sie haben völlig Recht mit Ihren Aussagen.

MfG

M. Richter
 
Danke für die ausführliche Beschreibung der Preis- und Qualitätssegmente in denen sich Hemden bewegen.

Aber ich sage mal, lieber zwei Olymp-Hemden nicht gekauft und für 98 Euro ein Hemd bei Dolzer mit einem Stoff von Thomas Mason machen lassen. Das ist das Geld allemal eher wert.

Das klingt doch schon mal nach einem sehr guten Hinweis. Gibt es da sonst noch etwas in dieser Preiskategorie? Van Laack? Sonstige Anbieter?

Kann mir jemand einen Schneider im Raum Bielefeld (vorzugsweise Gütersloh :rolleyes: ) empfehlen?

Vielen Dank schon mal für weitere Tipps! (ohoh es geht immer weiter weg von Olymp-Hemden ;) )
 
Zuletzt bearbeitet:
Arbiter elegantiarum: Ich stimme in vielen Gesichtspunkten im großen und ganzen zu, möchte aber, um die Diskussion in der Realität zu halten, noch hinzufügen, daß gerade bei Hemden Handarbeit nicht zwangsläufig vorzuziehen ist, aus verschiedenen Gründen. Die Hemdenitaliener kochen auch nur mit Wasser, aber eben mit anderem.

Julian 0.: Wie wäre es mit einem Wochenendausflug ins schöne Innviertel (Oberösterreich und Grenzland)? Ich kann Ihnen gerne anbieten, Sie zu Gudrun Valentin (hemdenmacher.at) und ihrem Atelier, das sich in Schärding befindet, zu begleiten, da ich Sie seit einigen Jahren kenne und in der Vergangenheit auch einiges dort habe fertigen lassen. Die Auswahlmöglichkeiten vor Ort übertreffen das Internetangebot um ein vielfaches, es lohnt sich wirklich. Die Hemden sind qualitativ über jeden Zweifel erhaben, wenngleich man für höheren finanziellen Einsatz auch noch besseres bekommen kann. Aber das kann man fast immer.
 
Einspruch Alexander!

Ich habe selbst fünf Venturini-Hemden. Das sind, je nach Preisrange, ordentliche Hemden, absolut.

Aber ich nenne mal ein paar Details, die sie eben doch vom 300 Euro-Hemd unterscheidet:

Keine handgemachten Knopflöcher
überwiegend nicht von Hand zusammengenäht
der Ärmel ist nicht handeingesetzt bzw. nicht gedreht (bei KITON und Finamore z.B. sitzt der Ärmel "verdreht" (nämlich entsprechend dem anatomischen Verlauf eines Arms) im Armloch. Das merkt man leider beim Bügeln, weil man den Ärmel nicht einfach so platt aufs Bügelbrett legen kann.

Das aber sind dann eben genau die Details, die ein Hemd noch teurer werden lassen. Handarbeit in Europa ist eben irrwitzig.

Aber wie gesagt: Ich bin mit meinen Venturini-Hemden zu dem Preis, den sie kosten, absolut zufrieden. Ein Hoch auf Hemden-Herzog!

A.E.



Bonsoir Gentleman,

ja so ist es mit den Hemden, wie A.E. es bestens schildert.

Zufügen kann ich da nur Nähte die so eng mit einer Nadel genäht sind...

und Kragen die der Anatomie folgen...
und unnütze Details wie Handnähte ...


salut Grimod
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Einspruch Einspruch Einspruch
Venturini Hemden haben von Hand eingesetzte Ärmel, dass hat Herr Venturini mir gegenüber persönlich festgestellt, face to face.
Und ich bin der Überzeugung, wenn man Herrn Venturini sagt zB "Bitte passen sie den Kragen an den Rücken und die Schultern an.", würde man das, selbstredent aufpreisfrei, bekommen, es wird nur nicht von Haus aus gemacht.
 
Julian 0.: Wie wäre es mit einem Wochenendausflug ins schöne Innviertel (Oberösterreich und Grenzland)? Ich kann Ihnen gerne anbieten, Sie zu Gudrun Valentin (hemdenmacher.at) und ihrem Atelier, das sich in Schärding befindet, zu begleiten, da ich Sie seit einigen Jahren kenne und in der Vergangenheit auch einiges dort habe fertigen lassen. Die Auswahlmöglichkeiten vor Ort übertreffen das Internetangebot um ein vielfaches, es lohnt sich wirklich. Die Hemden sind qualitativ über jeden Zweifel erhaben, wenngleich man für höheren finanziellen Einsatz auch noch besseres bekommen kann. Aber das kann man fast immer.

Vorweg erst einmal ein großes Dankeschön für das großzügige Angebot. Leider steh ich bei dieser verlockenden Offerte zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite wäre es nur zu verlockend sich ein Maßhemd anfertigen zu lassen, auf der anderen Seite zwingt mich aber mein doch etwas knapperes Studentenbudget dieses erstmal auf 2010 zu verlegen. Da ich in NRW in Gütersloh (ca. 1 Std. von Dortmund entfernt) beheimatet bin und nur während meiner Studienphasen in Stuttgart verweile und dort auch noch meine Zeit arg begrenzt ist, muss ich leider passen. Außerdem steht im Januar 2010 auch noch ein viermonatiges Auslandssemester an, dass zusätzliche Ressourcen von meinem Budget abzieht :(
Daher frage ich mal ganz frech ob dieses Angebot zeitlich begrenzt ist, oder ob ich später auf Sie zurückkommen darf?
 
Oben