Warum ist Craig cool? Weil er keine Miene verzieht und einen Anzug trägt?
Kaum eine Filmfigur war immer so ein Kind seiner Zeit wie James Bond. Da auch kaum eine andere Filmfigur so lange aktiv ist, fällt es bei James Bond auch immer leicht, Vergleiche zu ziehen.
In der Zeit, als die ersten Bonds entstanden gab es noch keinen Massentourismus, die wenigsten hatten einen Fernseher und ein schöner Abend bestand durchaus aus einem Kinobesuch. In Deutschland gab es Heimatfilme und die ersten Edgar Wallace, also alles etwas hausbacken.
Und dann kam Bond. Weltgewandt, gutgekleidet, an den mondänsten Orten der Welt unterwegs - und die Bräute kriegt er auch noch.
Selbst in den 70ern war es den allermeisten unmöglich, mal eben nach Thailand oder Rio zu reisen.
Dazu kommt die Ikonisierung, beginnend mit dem Vorspann, gewissen Gesten usw. - man fühlte sich alle 3-4 Jahre "zu Hause". Die letzten Filme von Moore litten schon an überbordenden Drehbüchern, dann fiel der Eiserne Vorhang und die Feindbilder fielen weg.
Die Drehbücher wurden immer abstruser, einen Brosnan Bond kann ich mir einfach nicht ansehen.
Spätestens mit den Bourne Filmen und Ihren Epigonen hatte das Genre einen neuen Ansatz entwickelt. Bond Filme waren ja niemals nur Thriller oder Action Filme, sie waren immer etwas von allem. Damit ist der Zuschauer heute sicher ebenso überfordert wie mit einer detailreichen Entwicklung von Charakteren oder Handlung.
"Den" Bond Film, unabhängig vom Darsteller, gibt es nicht mehr, kann es eigentlich auch nicht mehr geben. Es gibt teure, gehypte Actionkracher mit rudimentärer Storyline und völlig austauschbaren Charakteren ohne jegliches Kultpotential. Das liegt, der Zeit geschuldet, daran, das man heute schon alles gesehen hat, nichts mehr überraschend ist und es kein Gerüst mehr gibt, in dem Bond funktionierte.
Heute weiss man, wie Spione arbeiten, wir haben Wikileaks, Terrorismus Abends in den Nachrichten und 3 Wochen DomRep für 399 Euro.