James Bond Spectre - eure Erwartungen?

Toller Trailer, der Film wird echt super.

Die Steppjacke in der Winterszene ist schön genau so wie das weiße Smokingjacket. :cool:
 
dann fiel der Eiserne Vorhang und die Feindbilder fielen weg.

"Den" Bond Film, unabhängig vom Darsteller, gibt es nicht mehr, kann es eigentlich auch nicht mehr geben. Es gibt teure, gehypte Actionkracher mit rudimentärer Storyline und völlig austauschbaren Charakteren ohne jegliches Kultpotential. Das liegt, der Zeit geschuldet, daran, das man heute schon alles gesehen hat, nichts mehr überraschend ist und es kein Gerüst mehr gibt, in dem Bond funktionierte.

Ich möchte dazu eine andere Sichtweise anbieten: Bond war seiner Zeit damals weit voraus. Bereits im ersten Bond wurde der Grundstein dafür gelegt, daß die Serie die verschiedenen Wendungen der Geschichte überleben konnte: Es war nämlich genau nicht so, daß das Feindbild des Russen benötigt wurde, im Gegenteil. Schon in "The Spy Who Loved Me" arbeitete der MI6 mit dem KGB zusammen - in der damaligen Zeit in echt völlig undenkbar. Der Gegenspieler Ms wurde stets als würdiger und kluger Mann dargestellt, der sich eigentlich kaum von seinem englischen Gegenspieler unterschied.

Daher klappte meines Erachtens auch "Casino Royale" sehr gut. Die Story war zeitlos und konnte wunderbar nach heute übersetzt werden. QoS war in meinen Augen einfach ein schlechter Film, Skyfall hatte an internen Logikproblemen (und zu kurzen und engen Sakkos) zu leiden. Die letzte Szene, wie auch die Figur des neuen M, machte Appetit auf mehr. So von wegen: "Wir haben jetzt die Vorgeschichte erzählt, jetzt geht es wieder wie früher weiter".

Genau so sehe ich den Trailer auch: Es scheint mir ein "klassischer" Bond zu sein (bis auf die vermutlich wieder zu engen und kurzen Sakkos und potentiell Gürtel unter Westen).

Kurz: Ich stell schon mal den Bollinger kalt. Den Grande Annee aber erst, wenn sie den Schneider wechseln.
 
Zu den letzten Bond-Filmen muss ich sagen, dass mir die Ästhetik gefällt. Was Komposition, Kamera und Schnitt anbelangt ist es eine äußerst gelungene Produktion, die wie ich finde einen leichten britischen touch hat.

Die Kostüme mögen nicht eurem ausgeprägten Stilempfinden entsprechen. Geschenkt, denn die Filme werden nicht für uns gemacht sondern für die Menschen da draußen, die den Stil oder die Qualität nicht hinterfragen. Wie sonst konnte es "Hugo geklebt" oder andere schaffen den Eindruck von Luxus zu erwecken. Bond ist nicht mehr er selbst, er ist nun eine Projektonsfläche.
Ein Stück Popkultur, mit den sich Luxusmarken einen Anschein geben.
Dabei fällt mir auf, dass junge Menschen(bis 15J) mit Bond wenig anfangen können, ihnen sich Stilmittel wie Bondgirls, die sich wie Nixen aus dem Meer erheben nichts anfangen können, für uns ist das eine gängige rezeption älterer Titel. Womöglich mag es daran liegen, dass ihnen ältere Bond-Filme nicht geläufig sind. Was dazu führen kann, dass Craig als prägende Figur, die anderen Bonds zu lahmen Schnecken mit wirren Geschichten macht. (Moore-Dalton-Brosnan)

Spannend finde ich jedoch, dass James Bond erstmalig als nur all zu menschlich dargestellt wird. Das mag diametral zu dem erscheinen was ich über Bond als Projektionsfläche gesagt habe, dennoch finde ich eben diesen Weg sehr gelungen. Es scheint in unsere zu Zeit passen, in der Burnout, Selbstzweifel und Depressionen alltägliche Themen sind. Es verleiht dem Genre aber auch eine Tiefe, die sich sonst von einer untiefe zur nächsten knallt.

Abschließend muss ich sagen, dass mich ein Bond-Film intellektuell nicht fordert, aber unterhalten soll, und letzteres ist auch die gewollte Intention.
 
Zumal die Anzüge ja auch erst wichtig wurden, seitdem sie in der normalen Welt immer mehr an Relevanz einbüßten. Während der Zeit der ersten Bondfilme waren seine Anzüge einfach ein Abbild der Gesellschaft. Klar, mit A. Sinclair wurde ein wirklicher Meisterschneider engagiert - aber ich glaube kaum, daß der Zuschauer sich so viele Gedanken über Bonds Auftreten machte. Er ist halt Agent, also zieht er sich klassisch, aber auch nicht zu auffällig an. So, daß er eben im Straßenbild mehr oder weniger untergeht.

Heute sind die Anzüge sein Markenzeichen - und weil so viele davon gebraucht werden, greift man auf "Schneider" wie Tom Ford zurück, weil der die entsprechenden Mengen überhaupt nur produzieren kann.

Da Bonds Anzüge aber doch in der heutigen Zeit einen wichtigen Aspekt darstellen, halte ich die These, die Filme würden nur für Menschen gemacht, die sich nicht dafür interessieren, für gewagt. Ein Bond sollte eigentlich zeigen, was britisch ist. Daher ja auch die Rückbesinnung auf Aston Martin statt BMW. Und genau deswegen wäre auch ein britisches Unternehmen geeigneter, ihn einzukleiden. Es gibt ja mittlerweile auch einige Häuser, die die Mengen hinbekämen - und dabei sicher vernünftigere Passformen erschaffen würden.

Mich fordert so ein Bond intellektuell schon sehr. Das mag aber auch daran liegen, daß ich parallel immer so viel andere Dinge tun muß: Champagner trinken, bswp. :D
 
Nun, ich muss meine Aussage bezüglich der Anzüge etwas präzisieren.
Ich wollte nicht gesagt haben, dass es Unwichtig wäre was James Bond trägt.
Es geht darum, dass man den Leuten etwas verkauft, ein Image. Der Anzug gehört dazu, ebenso der Drink und der Bolide. Aber der Stil den Bond gegenwärtig verkörpert findet hier wenig Gegenliebe. Anderen Orts schon. Das liegt an der Peergroup die wir hier Bilden, die zu nehmend ein Stilbild normiert an das Designer außerhalb des Forum vorbei arbeiten. Siehe Boss, Joop und Armani bis hin zu Tom Ford. Wir betreiben hier Distinktion, klar gewollt und forciert. Daran Messen wir eben auch die fiktive Figur, die es eben schon in einer Erscheinung, der dieser Peergroup nahe kommt, schon gegeben hat. Das meine ich auch mit Projektionsfläche. Über die Inhaltlichen Verhältnisse schweige ich mich aus. Ab Roger Moore wurde Bond für mich zum Sci Fi Agenten Clown. Mit Craig findet eine gewisse Erdung statt, die ich begrüße. Und im Kino Champagner finde ich eine Tolle Idee, vll. wird Bond dann auch für mich zum intellektuellen Erlebnis.

Cheers
 
Zu Pierce Brosnans Verteidigung muss ich sagen, dass die Drehbücher einfach vergleichsweise schlecht waren. Was in ihm steckt sieht man z.B. in der Forsyth Verfilmung "das vierte Protokoll" als Agent Petrowsky.

Die Wende war ein Schlag für Bond. Das Problem für mich ist, dass Bond ein Ost-West Phänomen ist. Das können die jungen Leute nicht verstehen, aber ich gehe z.B. auch heute noch nach Ostberlin, ich bin im Westen aufgewachsen, wohne da und bleibe da nach Möglichkeit, obwohl in P-Berg inzwischen mehr Schwaben als Ossis wohnen.
Nun sieht Daniel Craig aber aus, wie der personifizierte böse Russe und hat auch eine entsprechende Mimik und Gestik. Daher kann er für mich als Bond nie nie funktionieren. Jedenfalls nicht für den Bond in meinem Kopf.
 
Ich komme auch aus Berlin, die Ost-West problematik gibt es auch unter jüngeren menschen, die weit nach 89-90 geboren worden sind. Sicherlich ist Teilung eine prägende Erfahrung in der man, je nach zugehörigkeit, ideologisch geprägt worden ist. Meine Eltern tuen sich heute noch schwer mit Menschen aus dem "Osten", da ihnen gleichwohl immer die konfliktreiche Begegnung mit den "tumben" Grenzern in Erinnrung geblieben ist. und vieles mehr.

Ich möchte die Schauspieler auch weniger für das Marketing, den Inhalt und das viele Drumherum verantwortlich machen, denn sie spielen das was von ihnen verlangt wird. Ehrenrettung aller Darsteller, vielleicht. Brosnan musste ganz skurrile Geschichten drehen. Deren das Sterotyp Ost-West nach wie vor beiwohnte. (Golden Eye, Die another Day). Interessant finde ich aber das es auch viele Filme gibt die mit der Ost-West Thematik nichts zu tun haben. (Dr. No, Goldfinger, Diamantenfieber, Der Mann mit dem Goldenen Colt, Moonraker)
Ich glaube auch Bond ist nicht nur ein Kind des Kalten Krieg Settings.

Interessant finde ich, dass die Physiognomie von Craig russisch anmutet. Das finde ich z. B. garnicht. Ist aber eine weitere Betrachtungsweise, die einmal mehr aufzeigt wie wichtig die Aufgabe eines Castingagenten*in ist, das richtige Gesicht zu finden!

In dieser Hinsicht ist auch ganz spannend, dasss man als Nachfolger von Craig an Idris Elba gedacht hat. Ich glaube ein Schwarzer Bond hätte hier eine Revolte zur Folge. Ohne jetzt den Foristen rassismus unterstellen zu wollen!

Ich selbst halte Bond für eine weiße britische Figur, zu mindest hier bin ich Konservativ. Ein schwarzer Gegenspieler wäre aber mal ganz spannend im Kosmos weißer Elite-Schurken.
 
Interessant finde ich aber das es auch viele Filme gibt die mit der Ost-West Thematik nichts zu tun haben. (Dr. No, Goldfinger, Diamantenfieber, Der Mann mit dem Goldenen Colt, Moonraker)
Ich glaube auch Bond ist nicht nur ein Kind des Kalten Krieg Settings.
Wobei bei "Goldfinger" allerdings hinter dem namensgebenden Schurken die "Rotchinesen" als Macht im Hintergrund stehen. Kann man aber meiner Meinung nach durchaus als "yellow peril"-Plot anstatt als Kalter-Kriegs-Story auffassen. Das ist eine andere Art "Ost-West-Thematik". Sax Rohmer wäre sicher nicht überrascht. ;)
Ansonsten finde ich aber auch, daß spätestens ab "Diamantenfieber" der Kalte Krieg meistenteils nur ein sekundäres Element ist, wie German Psycho schon angesprochen hat.
 
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