klassiche Herrenmode - die Liste des Schreckens

Geschmäcker sind verschieden. Ich finde so ein Frack mit Lametta sieht ganz, ganz schlimm aus. White Tie lebt (meiner laienhaften Meinung nach) stark von der Reduktion. Unabhängig von den gesellschaftlichen Assoziationen finde ich ihn nachgerade unauffällig. Und dann großflächige Ornamente drangepappt? Geh mich wech...

Ich denke mal, da sollte man schon zwischen zivilen und militärischen Anzügen unterscheiden, zumal man bei letzterem kein Mitspracherecht hat, was das individuell erwünschte Aussehen angeht. Außerdem handelt es sich dabei um eine Uniform, die nur noch bei Orchestern stattfindet. Und die deutschen Offiziere haben ja noch gut lachen, ich habe gerade mal geguckt wie der Gesellschaftsanzug der Damen aussieht.... :p

Mal abgesehen von obigem Beispiel, das angeblich sogar die allererste USAF-Uniform war ("The Formal Evening Dress uniform was the first uniform adopted by the US Air Force" - ist das glaubhaft?).

Warum sollte das nicht glaubhaft sein?
 
Ich denke mal, da sollte man schon zwischen zivilen und militärischen Anzügen unterscheiden, zumal man bei letzterem kein Mitspracherecht hat,

Irgendjemand muss ja mal gesagt haben: "lass uns einen Frack nehmen und mit Lametta behängen." Und dieser jener welcher gehört doch mit unfixierten Rosshaareinlagen totgeworfen.

Warum sollte das nicht glaubhaft sein?

Wie soll ich mir das vorstellen?
"Gucken Sie mal, Herr Oberst, ein Flugzeug. Ganz neu, sowas!"
"Hmm, kann man bestimmt gebrauchen um Leute totzumachen, sowas sollten wir bei uns in der Armee haben, Herr Major!"
"Glänzende Idee, Herr Oberst, das gibt eine formidable Teilstreitkraft."
"Gewiss, aber dann braucht die auch eine Uniform."
"Warum nehmen wir nicht einfach einen Frack und hübschen ihn auf?"
"Ich weiss nicht, Herr Major. Aber für den Anfang wirds taugen. Lassen Sie uns mal in einem Jahr wieder drüber reden ob nicht zumindest die Mechaniker noch eine weitere Uniform brauchen."
:D
 
Lieber Harry,
Der Wiener Schneidermeister Otto Perl. der in New York arbeitete, fertigte für Herren eher kleinen Wuchses und wohlbeleibt grundsätzlich einreihige Anzüge, welche auf nur EINEN! Knopf gearbeitet wurden. Damit folgte er o.a. Prinzip und erzielte zweifellos Erfolge.
Was den klassischen Zweireiher betrifft, sei folgendes bemerkt:
Die Tatsache,daß der Anzug aus einer italienischer Manufaktur stammt, garantiert keinen unbedingten Erfolg. Das Unmögliche jedoch schafften die legendären Schneidermeister und Ikonen im Olymp der Kunst der feinen Herrenkleidermacher wie folgt:
Ladislaus Hantak fertigte für den für seine Eleganz bekannten Bundeskanzler Dr.Bruno Kreisky zweireihige Anzüge die heute noch beeindrucken. Der beleibte Kanzler wirkte wie durch Zauberhand niemals dick oder üppig wie sein deutscher Kollege Kohl.
Alfred Konsal fertigte für die ZIB Nachrichtensprecher in den 70ern zweireihige Anzüge, ohne das beleibtere Sprecher dadurch dicker wirkten. Und das tolle an der ganzen Sache ist, das es heute wieder würdige Nachfolger wie Sprenger oder Netousek gibt.
Beste Grüße
Holly Martins;)

Liebe Forum-Mitglieder, lieber Holly,
Es war keines Falls meine Absicht, hier Herren, die etwas kleiner und auch beleibter sind, die Freude am Tragen eines Zweireihers abzusprechen, oder zu behaupten, dass dies einen Fauxpass darstellen würde. Ich habe deshalb auch auch den Terminus "der Träger sollte nicht unbedingt" verwendet. Auch ich bin der Meinung wie Forummitglied Holly, dass Bundeskanzler Bruno Kreisky mit seiner Garderobe ein Top-Bild und auch Figur abgegeben hat. Berücksichtigen sollte man dabei aber auch, dass sein Erscheinungsbild im Zweireiher einfach zu seinem persönlichen Habitus gehörte. Man kann sich ihn ja fast gar nicht anders ins Erinnerungsbild rufen, als in so einem exklusiv geschneiderten Anzug. Der Zweireiher gehörte zu ihm, wie beispielsweise das Monokel zu Hubert von Meyerinck. Trotzdem denke ich, dass beispielsweise Hr. Alain Delon in dem Film Borsalino und Co. einfach sagenhaft elegant damit aussieht. Das liegt aber sicher nicht nur an dem Anzug, sondern auch in der Verbindung mit der sportlichen, schlanken Erscheinung des Schauspielers. Ein Zweireiher betont eben m. E. die Figur mehr als ein einreihiger Anzug.
Nichts für ungut, grüßt Harry;)
 
Ein Zweireiher betont eben m. E. die Figur mehr als ein einreihiger Anzug.

Finde ich eigentlich nicht.
Das geschieht meiner Meinung nach ebenfalls eher über Taillierung, Schulterschnitt, Reversform/Breite, Knopfstellung und Anzahl, ggf. Muster... -
auf was man halt alles achten könnte anhand der vorgegebenen "Rigidität des geraden Abstichs" beim Zweireiher ?
 

Wie soll ich mir das vorstellen?
"Gucken Sie mal, Herr Oberst, ein Flugzeug. Ganz neu, sowas!"


Die Zeit stimmt schon nicht. Die Air Force war lange ein Teil der Army und wurde erst 1947 eigenständig. AF-Uniformen waren also bis dahin Army-Uniformen. "First adopted" muß i.Ü. ja nicht heißen, daß es sonst lange nichts an Uniformen für die AF gegeben hat- nur dieses Teil war eben wohl das erste, wenn auch vielleicht knapp. Denkbar auch, daß es hier am nötigsten war, weil die Flieger im Einsatz ja Fliegerjacke und entsprechende Hosen trugen.
Der Ärmelbesatz findet sich übrigens schon so ähnlich auf den Uniformen der Südstaaten im Bürgerkrieg. Damals für meine Begriffe eine hübsche Variante (passt auch zu den Südstaaten), aber auf dem Gesellschaftsanzug heute eine landestypische Übertreibung.

Und Lucius: Daß die Uniformen der Sieger schöner seien, bestreite ich heftig. Die Bluse der Roten Armee 1945 ist sogar ausgesprochen häßlich. Für den ersten WK kann ich die behauptete Regel auch nicht bestätigt finden, gerade nach dem von Dir empfohlenen Vergleich. Ich habe besonders die kuk-Uniformen immer für eher flott gehalten. Wo ich allerdings Zugeständnisse mache: Preußen 1804.

Grüße Zieten
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Zeit stimmt schon nicht. Die Air Force war lange ein Teil der Army und wurde erst 1947 eigenständig. AF-Uniformen waren also bis dahin Army-Uniformen. "First adopted" muß i.Ü. ja nicht heißen, daß es sonst lange nichts an Uniformen für die AF gegeben hat- nur dieses Teil war eben wohl das erste, wenn auch vielleicht knapp. Denkbar auch, daß es hier am nötigsten war, weil die Flieger im Einsatz ja Fliegerjacke und entsprechende Hosen trugen.
Der Ärmelbesatz findet sich übrigens schon so ähnlich auf den Uniformen der Südstaaten im Bürgerkrieg. Damals für meine Begriffe eine hübsche Variante (passt auch zu den Südstaaten), aber auf dem Gesellschaftsanzug heute eine landestypische Übertreibung.

Und Lucius: Daß die Uniformen der Sieger schöner seien, bestreite ich heftig. Die Bluse der Roten Armee 1945 ist sogar ausgesprochen häßlich. Für den ersten WK kann ich die behauptete Regel auch nicht bestätigt finden, gerade nach dem von Dir empfohlenen Vergleich. Ich habe besonders die kuk-Uniformen immer für eher flott gehalten. Wo ich allerdings Zugeständnisse mache: Preußen 1804.

Grüße Zieten
Ich möchte, was die Rote Armee betrifft, Dir völlig recht geben. Die Uniformen nach der Oktoberrevolution waren allesamt gräßlich. Was unsere Uniformen, und die der Deutschen betrifft, habe ich mich ausschließlich auf die Zeit vor 1914 bezogen. Und da waren die k.u.k. Uniformen mit die schönsten überhaupt. Aber wie gesagt auch die preußischen des 19 Jhds. gefallen mir sehr gut.
Was den Spruch der Uniformen der Sieger betrifft, bitte nimm es eher als Metapher gedacht, nicht als eine wertende Aussage. Tatsache ist, und das ist mehr als verständlich, daß geschlagene Armeen, nach einem alles verändernden Konflikt, aus echter Depression heraus dazu neigen ihre Uniformen zu verändern oder ganz zu wechseln. Wohl dahingehend zu deuten, um visuell nicht mehr mit der vorangegangenen Niederlage sofort in Zusammenhang gebracht zu werden. Aber wie ich sagte, eher metaphorisch gemeint. Es gibt ja auch keinen Platz der Niederlage oder eine Straße der Verlierer oder gar ein Denkmal einer verlorenen Schlacht. (Ausnahme Amselfeld ;))
 
Oh, es gibt reihenweise Denkmäler verlorener Schlachten: Hier um die Ecke z.B. Idstedt (1850) oder Düppel (1864). Wichtig ist die Deutung: Schlacht verloren, aber später die Auseinandersetzung gewonnen. Dies ist allerdings unmodern geworden, seitdem Kriege nicht mehr einfach ein Mittel der Politik sind, sondern auch moralisch konnotiert. Seit dem Ersten Weltkrieg kann man Niederlagen gar nichts mehr abgewinnen - und die Uniformen sind auch nicht mehr schön. ;)
 
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