Maßprojekte unserer Mitglieder

Sieht aus wie von Cad & the Dandy, liege ich richtig?

Danke der Nachfrage, Aaron. Gewissermassen hast Du recht, denn der Stil ist sehr britisch. Nein, der Zuschneider heisst Joseph Morgan. Er hat ein no-Nonsense Geschäft mitten auf der Schneiderstrasse. Bei ihm gibt's kein Schaufenster, keinen Krimskrams, keine Verkäufer: Die Schneiderstube ist das Geschäft. Da gibt es trotz langer Anreise keine Tasse Kaffee bzw. Tee während der Anproben: Es geht um die Sache. Man plaudert allerdings mit den Lehrlingen, deren Arbeit man voll und ganz um sich herum bewundern kann, denn man tritt ja mitten in den Arbeitsraum hinein. So sieht man alle Phasen eines Anzugs um sich herum. Manchmal ist es sehr, sehr still da alle konzentriert arbeiten, manchmal kann es sehr lebhaft und lustig sein, wenn interessante Diskussionen stattfinden.

In einer Kabine, etwa drei Mal so gross wie eine Umkleidekabine im Kaufhaus, finden die Fittings statt. Herr Morgan will das junge Leute sich wieder dem Schneiderstil widmen, er hat neulich einige junge Talente ins Haus geholt, will nun vor allen Dingen die Hosen auf einen höheren Stand bringen. Er will sich (so hört man indirekt) mit den besten vergleichen können. Dies bedeutet aber ebenfalls, das keine Methoden übersprungen werden, das Zeit nicht der springende Punkt ist, ein 3-teiliger Anzug (sagte ein Geselle nebenbei) würde fast an die 100 Stunden Fertigungszeit beanspruchen, es dauert nun eben mal die Zeit, die es dauert.

Herr Morgan nimmt sich auch selber die Zeit, falls man interessiert ist, einem alles zu erklären was das Innenleben des Anzugs bzw. die verschiedenen Arbeitsschritte anbelangt. Oft sieht man das Leinen für die Front der Sakkos draussen am Geländer zum Trocknen hängen.

Allerdings muss man sich mit dem Stil des Hauses anfreunden können, der ist schon sehr britisch. Im Prinzip "machen wir alles", hiess es am Anfang, aber als ich mal nach grosskarierten oder sehr farbigen Stoffen Ausschau hielt, erntete ich zwar keine misbilligende, doch weniger verständnisvolle Blicke. So hatte ich die Idee eines bordeauxroten Mantels aufgefasst. Am nächsten Tag sagte Herr Morgan, er könne sich nicht hinter das Projekt stellen, da der Mantel "much too restricting" wäre, also für meine Einsatzzwecke seines Erachtens einfach zu einschränkend.
Die Philosophie des Hauses ist es, so weiss ich nun, dass der Schnitt alleine das bezirzende Merkmal sein soll. Ist der Schnitt perfekt, erübrigen sich im Prinzip bunte Farben und grosse Muster.

Um jenen Schnitt geht es aber denn auch wirklich, beim ersten Anzug gab es fünf Anproben, wobei es noch an jedem Tag zwei gab: eine morgens und eine abends, jeweils um kleinere Änderungen zu prüfen. Beim obigen Jacket bzw. der cavalry twill Hose gab es noch drei Fittings, ebenfalls jeweils zwei am Tag. Den Hosen wird verhältnismässig viel Aufmerksamkeit widmet, so etwa werden die Hosenbeine genau der Form des Beins entsprechend formgebügelt, und man ist im Hause ständig dabei, Verbesserungsmöglichkeiten bzw. neue Techniken zu suchen und überprüfen. So lebt und braust es ständig in der Schneiderstube, und man kommt gerne zurück.

Gerne würde ich Bilder nachreichen, doch ich verfüge nicht über eine Kamera, geschweige denn ein Smartphone, das alte Nokia hat sich als sehr schlagfest erwiesen. Das Schneidergeschäft hat aber selber ein kleines tumblr, das einen guten Eindruck des Stiles wiedergibt:
http://chittleboroughandmorgan.tumblr.com

Hoffe, hiermit gedient zu haben ;)
 
Aktuelles Projekt aus einem schurwollflanell. Wie nennt man dieses Karo?
Würde es als ein Tageskleid bezeichnen. Es kommen noch große gravierte goldene Knöpfe und handknopflöcher in rostrot dran. Der Rock hat hinten einen goldenen teilbaren metallreissverschluss mit hohem anschließendem Schlitz.
 

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ja das ist natürlich mein schnitt und da es zweiteilig ist, lässt es sich umkombinieren weil ich inzwischen zig solcher Röcke habe :cool:

nein ich habe bewusst einen schwarzen Gürtel (Vintage aigner mit Goldschnalle) und schwarze Lackpumps dazu gewählt.

ich kann es nicht genau erklären, aber braun wäre mir zu mau. das schwarz bildet einen stimmigen, weniger zu erwartenden Kontrast. hatte auch die Wahl zu bordeaux in Pumps und Gürtel. aber dann hätte ich mit der Tasche dazu ein problem...denn dafür habe ich diese blutrote italienische und die harmoniert wunderbar zum schwarz und dem blauen Mantel. ich versuche das mal bei gutem Tageslicht einzufangen und zu posten. ich mag das farben- und materialspiel. materielle sind alle in gold gehalten.
 
hatte nun doch kein rostrot mehr, am besten wäre auch dieses olivgrün gewesen, aber das braun tut es nun auch ganz gut.
 

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