Würde Dutschland sich besser kleiden, wenn Verkäufer besser ausgebildet wären?

Ich denke, das Problem hat im Kern nichts mit schlechten Verkäufern zu tun. Diese sind nur eine Reaktion des Einzelhandels auf eine breitere gesellschaftliche Entwicklung.

Dieser Beitrag von Des Esseintes hat das bereits gut zusammengefasst:
https://stilmagazin.de/forum/lounge...ufer-besser-ausgebildet-waeren.html#post81037

Wenn man bessere Verkäufer will, muss man zunächst für mehr Nachfrage nach hochwertiger Ware sorgen. Foren wie dieses sind sicherlich Ausdruck einer Backlash-Reaktion auf das verelendete Bekleidungsniveau in der Gesellschaft, aber es wird nie mehr als eine Nischennachfrage erzeugen, von der nur einige wenige spezialisierte Anbieter profitieren können. Alle anderen sind mit dem Kleidungsangebot und dessen Vermarktung à la Primark/H&M durchaus zufrieden. Dort sind Verkäufer die Personen, die die 5€-T-Shirts auf dem Grabbeltisch nachlegen, sobald sie von den herandrängelnden Kunden abgeräumt wurden.
 
Beispiel fuer nen funktionierenden Herrenausstatter, der moderne mit traditionellen Elementen vereint ist the Armoury in Hongkong.
In Deutschland wuerde sowas aber nicht funktionieren...

Naja, ohne Internet würde Armoury wahrscheinlich auch nicht in diesem Umfang funktionieren, was den Standort natürlich zumindest ein wenig relativiert.

Außerdem: Jondral.
 
Das es gerade in Deutschland eher schädlich ist, wenn man sich nicht in Jack Wolfskin hüllt und mit latent aggressiver Miene durch die Fußgängerzone flaniert und dabei mit irgendwelchem FastFood rumschlabbert, dürfte jedem hier im Forum schon passiert sein. Sobald man einigermassen vernünftig gekleidet ist, eventuell sogar noch einen Hut trägt oder, ganz simpel, einfach nur höflich ist, wird man günstigstensfalls argwöhnisch beäugt, im ungünstigsten Fall fühlen sich die Leute veräppelt.

Die meisten "Herren", die losgeschickt werden, um was zum Anziehen zu kaufen ( "Kauf aber was, was du auch für gut anziehen kannst"), wissen doch gar nicht, was Sie wollen und stossen auf Verkäufer, die entweder keine Ahnung haben, Camp David für den Gipfel der sartorialen Weisheit halten oder irgendwelche Pseudolabel empfehlen, die auf dem Bügel schon scheisse aussehen. Und natürlich denken die auch sortimentsorientiert, mein Mercedes Händler hat mir auch noch nie einen BMW empfohlen. Wer nicht gerade in einer Großstadt wohnt, hat Glück, wenn es überhaupt Lloyd gibt. Von Loake oder Alden haben die in der Regel noch nie gehört. Und kein Händler hängt sich einen Anzug für 800 Euro in den Laden, wenn er genau weiss, das die Hirten bei ihm höchstens mal einen "Baukastenanzug von Digel" für 199 kaufen, damit Sie auf dem Schützenfest eine gute Figur machen. Das Ding muss dann 10 Jahre halten, der Krawattenknoten der Einfachheit halber auch direkt. Und meistens sucht "Mutti" ( sprich, die Gattin ) die Sachen sowieso aus.
Soweit, so schlecht. Ich bin immer wieder verwundert, das der deutsche Mann 60.000 für ein Auto ausgibt, aber nur 30 Euro für Schuhe.
Andererseits... Selbst hier im Forum gibt es doch eine "Norm", definiert von einigen wenigen, die entscheiden, was gut und schlecht, in und out oder passend und unpassend ist. Und alles, was diesen Meinungsbildern nicht entspricht, wird niedergemacht, klein geredet und grundsätzlich jede Ahnung und Geschmack abgesprochen.

Warum soll es also bei Verkäufern anders sein? Ich kann mir vorstellen, die, welche Ahnung haben, haben resigniert und sagen einfach nichts mehr. Und ob P&C nun der Laden ist, wo ich als Kunde Beratung erwarte? Ich frage bei Aldi den Verkäufer ja auch nicht nach der besten Beilage zum Steak.

Der Kunde muss sich auch ein wenig selbst erziehen. Und solange Kleidung "zweckmässig" und "bequem" sein muss / soll, wird es ein Trauerspiel bleiben. Die meisten haben doch nicht einmal genug Selbstdisziplin, um sich am Wochenende zu rasieren. Warum sollen Sie dann vollwertige Kleidung tragen?
 
Man könnte die frage ja auch anders stelle.
Wäre Deutschland besser gekleidet, wenn Mitglieder dieses Forums Verkäufer wären(ich weiß einige hier sind Verkäufer).

Also inwieweit kann man Jemanden als Verkäufer vom Jack Wolfskin und Bauchtauschen Träger zum Einstecktuchfalter "erziehen".
 
Das es gerade in Deutschland eher schädlich ist, wenn man sich nicht in Jack Wolfskin hüllt und mit latent aggressiver Miene durch die Fußgängerzone flaniert und dabei mit irgendwelchem FastFood rumschlabbert, dürfte jedem hier im Forum schon passiert sein. Sobald man einigermassen vernünftig gekleidet ist, eventuell sogar noch einen Hut trägt oder, ganz simpel, einfach nur höflich ist, wird man günstigstensfalls argwöhnisch beäugt, im ungünstigsten Fall fühlen sich die Leute veräppelt.

Die meisten "Herren", die losgeschickt werden, um was zum Anziehen zu kaufen ( "Kauf aber was, was du auch für gut anziehen kannst"), wissen doch gar nicht, was Sie wollen und stossen auf Verkäufer, die entweder keine Ahnung haben, Camp David für den Gipfel der sartorialen Weisheit halten oder irgendwelche Pseudolabel empfehlen, die auf dem Bügel schon scheisse aussehen. Und natürlich denken die auch sortimentsorientiert, mein Mercedes Händler hat mir auch noch nie einen BMW empfohlen. Wer nicht gerade in einer Großstadt wohnt, hat Glück, wenn es überhaupt Lloyd gibt. Von Loake oder Alden haben die in der Regel noch nie gehört. Und kein Händler hängt sich einen Anzug für 800 Euro in den Laden, wenn er genau weiss, das die Hirten bei ihm höchstens mal einen "Baukastenanzug von Digel" für 199 kaufen, damit Sie auf dem Schützenfest eine gute Figur machen. Das Ding muss dann 10 Jahre halten, der Krawattenknoten der Einfachheit halber auch direkt. Und meistens sucht "Mutti" ( sprich, die Gattin ) die Sachen sowieso aus.
Soweit, so schlecht. Ich bin immer wieder verwundert, das der deutsche Mann 60.000 für ein Auto ausgibt, aber nur 30 Euro für Schuhe.
Andererseits... Selbst hier im Forum gibt es doch eine "Norm", definiert von einigen wenigen, die entscheiden, was gut und schlecht, in und out oder passend und unpassend ist. Und alles, was diesen Meinungsbildern nicht entspricht, wird niedergemacht, klein geredet und grundsätzlich jede Ahnung und Geschmack abgesprochen.

Etwas überspitzt, hast prinzipiell aber recht.
Einer der Gründe warum ich in der Großstadt wohne, ist dass man auf dem Land nichts hochwertiges bekommt. Ein gutes Auto eventuell, aber keine gute Kleidung, schuhe, Uhren, Möbel, Fototechnik.

Anonsten kommt es natürlich stark auf das Umfeld an.
Ich habe noch nie das Problem gehabt, dass man mich wegen guter Kleidung schief angekuckt hat.
Klar, ich würde nicht nachts um 3 in einem sozialen Brennpunkt mit teurem Anzug und EST flanieren. Allerdings auch nicht in irgend einem andreen Outfit...

Üblicherweise geht mit dem bestimmtem Besitz ja auch Der entsprechende Aufenthaltsort einher: wer eine neue S-Klasse fährt, stellt die ja nicht im Bahnhofsviertel ab, sondern eher in der Steigenbergergarage. Und der Berlutiträger geht eher in Saint- Tropez spazieren als in Harlem.
 
Ich finde auf einen Aspekt ist noch nicht genug eingegangen worden.

Mir stößt es hier im Forum oft übel auf, wenn immer über die armen Verkäufer hergezogen wird, die letztendlich die Entwicklung im Einzelhandel garnicht zu verantworten haben.

Teilweise geht das ja soweit, dass manche hier im Forum über soviel Fachwissen verfügen, dass sie bloß in die Kleidungskette gehen um den Verkäufer zu demütigen um hier im Forum die Anekdote davon zu erzählen.

Aber was kann man denn von einem Verkäufer erwarten, der Schulungen selbst bezahlen muss, obwohl er nur prekär verdient und das übergeordnete Unternehmen sich nur für Verkaufszahlen interessiert , anstatt den Schwerpunkt auf eine gute Beratung zu legen. Der Verkäufer ist doch nur das Symptom, nicht die Ursache.

Ich halte es so: Wenn ich beraten werden möchte, dann gehe ich auch in ein Geschäft von dem ich gute Beratung erwarten kann und das ist eben nicht P&C, Ansons und Konsorten.
 
Es gibt einen Thread, der sich nur um die Geschichten beim Einkaufen dreht. oft mit sehr herablassendem Ton, ich kann ihn aber leider in der Suche nicht finden.
 
...Und kein Händler hängt sich einen Anzug für 800 Euro in den Laden, wenn er genau weiss, das die Hirten bei ihm höchstens mal einen "Baukastenanzug von Digel" für 199 kaufen, damit Sie auf dem Schützenfest eine gute Figur machen....

Darauf musste ich gut lachen, Danke!


...Soweit, so schlecht. Ich bin immer wieder verwundert, das der deutsche Mann 60.000 für ein Auto ausgibt, aber nur 30 Euro für Schuhe...

... wundert mich auch immer wieder.

Erst am Wochenende steigt neben mir auf dem Parkplatz eines (besseren) Möbelhauses ein älteres Ehepaar aus einem ziemlich neuen 911er aus. Er in einer Art Anglerweste, ausgelatschen beigen Ledersandulen mit graumelierten Socken, sehr echt-vintage-mäßigem T-Shirt und Adler-artiger Jeans mit Bundfalte, der letzte Haarschnitt scheinbar auch schon viele Monate her. Sie war ganz ähnlich zurecht gemacht.

Wiedergesehen habe ich das Paar in der Etage mit de Sede, Leolux, Rolf Benz usw., wo die beiden mit der hauseigenen Innenarchitektin über diverse durchaus geschmackvolle Stücke sprachen. Schockiert hat uns, dass man dem stark "menschelnden" Geruch der beiden (ich schließe die Angehörige des Möbelhauses mal aus) fast blind folgen konnte.

Understatment pur, das in seiner Absurdität fast schon an Bodo Bach erinnert, der mal den ererbten Ferrari F40 mit Anhängerkupplung und Dachgepäckträger austatten wollte, um damit Wohnmobil und Aldi-Einkäufe herumzukutschieren ("der zieht ja gut was weg" ;-).
 
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