Zeitungsartikel: Old-Money-Ästhetik - König Charles III.

King Charles' Vorliebe für geflickte Highend-Kleidung, die in der britischen Gentry große Tradition hat, interpretiere ich weniger als Nachhaltigkeit, sondern als eine besonders subtile Form von Snobismus. Er kann so abgerissen aussehen, wie er will, am Ende weiß immer noch jeder, dass er König ist, das steht ständig im Raum. Er kann damit der Welt nonverbal zeigen, dass er sich nicht um sie bemühen oder sie gar respektieren muss. Er braucht sie nicht, weil er qua Geburtsrecht ist, was er ist, und jeder weiß es, selbst wenn er nackt herumlaufen würde.

Genau mein Gedanke. Mit löchrigen Socken aufzutreten, hat wenig mit Nachhaltigkeit oder Slow Fashion zu tun.

In einem Land, in dem zumindest in gewissen Kreisen Wert darauf gelegt wird, kein Bein zu zeigen, macht man damit ein Statement.

Jemand, wie Charles ist sich dessen zu 100% bewusst.
 
Genau mein Gedanke. Mit löchrigen Socken aufzutreten, hat wenig mit Nachhaltigkeit oder Slow Fashion zu tun.

In einem Land, in dem zumindest in gewissen Kreisen Wert darauf gelegt wird, kein Bein zu zeigen, macht man damit ein Statement.

Jemand, wie Charles ist sich dessen zu 100% bewusst.
 
Weiß nicht, mir erscheinen, auch bei einem Prinzen, löchrige Socken einfach als eine Form der Nachlässigkeit, die gerade in solchen Kreisen und bei dieser Person zumindest gestopft gehört hätten. Meines Erachtens wurde da etwas übersehen, was dann zur Vermeidung noch größerer Peinlichkeit entsprechend umgedeutet wurde.
 
so sieht das „the ugly german“.
andere länder, andere sitten. auf der insel würden die meisten der hier gezeigten perfektioniert gestylten outfits eher misstrauen verursachen…

Bei wem? Irgendwas erzeugt immer bei irgendjemandem Misstrauen.

Als ich auf der Insel gewohnt habe, ist zugegeben schon länger her, gab es da so viele geschniegelte Typen wie überall sonst auch. Ich schätze so 10% der Gesamtbevölkerung. Zu behaupten, dass sich z. B. der Geistesverwirrten-Look eines Boris Johnson auf der Insel besonderer Zuneigung erfreute stimmt nicht. Er wird lediglich akzeptiert, so lange die Leute die ihn tragen zur richtigen Familie gehören.
 
Also als Ich letzte Woche auf der Insel in London war, wurde ich als einfacher "Commoner" auf meinen "City Suite", blauer Nadelstreifenanzug als Dreiteiler, mit Einstecktuch, Krawatte und meine Schuhe etc. postiv angesprochen. Als sich mich nach den Kosten für meinen Schneider fragten, 1000€ von Dolzer als Made-to-Measure, waren sie erstaunt dass das möglich ist, weil sie auf der Savile Row bei 3000Pfund erstmal anfangen. War eine lustige Unterhaltung :).

Ich als Deutscher kann mir halt gute Kleidung leisten, während so ein "King" nichtmal korrekte Socken hingebkommt ;-).

Spassig-satoriale Grüße

Pascal
 
finde diese - sehr deutsche debatte - hier schon ulkig.
wart ihr noch nie in england oder schottland?

man trägt im vereinigten königreich einfach nichts blitzblank-nagelneues zur schau. das hat nichts mit prinz oder geldadel zu tun, ist einfach die dortige form von sprezz.
Da könnt ihr hier noch viel lernen ;-)

God Save the King
 
Naja, es hat ja nun mal auch eine hierarchische Komponente. Der Lord wird unter den heimischen Untertanen gerne hochwertig abgerissen aussehen, weil er dort eben auch mit Mottenlöchern im Sakko immer noch der Lord ist. Wenn man ihn zum King bittet, wird er das aber nicht tun, sondern sich respektvoll herausputzen, während der King ihm demonstrativ seine Mottenlöcher zeigt. ;)

Ich formuliere lieber allgemein: einen unabhängigen Kleidungsstil muss man sich erst mal leisten können. Das ist so richtig wie ich es schade finde. Bei Charles nach der einen Seite, bei mir nach der anderen Seite (ich kann mir das leisten weil es in der Branche keinen wirklich juckt, und ich, bei aller Bescheidenheit, eine für die eine oder andere Freiheit oft ausreichende Arbeitsqualität vorweise). Ich träume von einer Welt in der eben Herkunft/Profession nicht mehr mit bestimmter Kleidung verknüpft sind.

Wir sind ja auf gutem Weg in so eine Gesellschaft. Leider mit einer Aggregation um die Jogginghose statt des Einstecktuches. Be careful what you wish for...

Zudem muss man sich solche "Nachhaltigkeit" auch leisten können. Wenn ich mich richtig erinnere, beschäftigt Charles durchgängig drei Personen, die sich nur um seine Schuhe kümmern, inkl. der nötigen Ausbesserungsarbeiten. Das ist also schon was anderes als der Hartz4-Empfänger, der abends seine Hose stopfen muss. Arbeiten lassen hat einfach mehr Glamour. ;)

Drei Schuhpfleger? Was machen die den ganzen Tag, und wieso sehen die Schuhe dann so aus? Die Perspektive ist etwas ungünstig, aber was ich da sehe lässt zwei Möglichkeiten zu: das ist Absicht, quasi eine Alternative zu Broguing. Oder es ist Leder das ungestört 2 Jahrzehnte in einem trockenen Keller gelegen hat. Ich meine, Schuhleder in diesen Zustand zu bringen, das kann doch nicht "aus Versehen" passieren, oder?

Klar, aber darum ging es hier nicht. Ein Snobismus rechtfertigt keinen anderen. Das sollte man nicht verherrlichen oder gar als Vorbild verkennen.

Klar, keiner der Snobismen ist ok. Ich wollte nur verdeutlichen dass das Tragen von geflickten vs. nagelneuperfekten Anzügen keinen uniken Snobismus bedeuten muss. Schlecht reiten kann man in jedem Reitstil.

N.H.
 
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