Der Jammer-Faden

Wo siehst Du eigentlich bei den Privaten irgendeinen Vorteil? Hat die Privatisierung zu einer ordentlichen deutschlandweiten Internetabdeckung geführt? Sind die Stromkosten oder Preise der DB-Tickets jetzt gesunken? Oder wurde der Service dort besser? Bist Du der Meinung das die Privaten vernünftig in das Stromnetz investiert hätten? Und die Paketzusteller die bei DPD, GSL oder Hermes oder einer der von ihnen beauftragten Unternehmen arbeiten sind bestimmt auch froh, nicht für DHL arbeiten zu müssen. Aber schön das wir günstig in die USA telefonieren können, immer schön Prioritäten setzten.
Ich weiß nicht, wie jung Du bist, aber diese wohl rhetorischen gemeinten Fragen sind alle mit ja zu beantworten:

- Die Internetabdeckung am Land mag zu wünschen übrig lassen und die Gleichheit der Lebensverhältnisse wäre bei der Deutschen Bundespost sicher besser gewährleistet, aber eben leider nicht durch effiziente Anbindung der Provinz, sondern veraltete Technik in der Stadt. Kurzer Flashback in die frühen 90er: Während die USA schon munter die professionelle Onlineisierung via Compuserve und AOL und kostenlosen bis extrem günstigen Einwahlnummern proben und 28kbps-Modems Standard werden, hat der deutsche Online Nutzer immer noch die Chance für einen Wucherpreis ein 9,6 kbps Modem mit Posthorn drauf zu erwerben (für den nur mittelgroßen Geldbeutel auch als 48 kbps-Variante zu haben), mit dem er dann zu Minutentarifen online gehen kann, die höher sind als die für das genannte USA-Telefonat heutzutage. Wer die postbehornten Wuchermodems nicht bezahlen wollte, kämpfte mit Akkustikkopplern - auch besser so, da ein großer Teil deutscher Haushalte eh keinen Anschlussstecker hatte, sondern das Telefon fest an der Wand verdrahtet war oder diese berüchtigten proprietären deutschen Stecker verhinderten, dass man da vernünftige Endgeräte anschließen konnte. Das mal auf heute extrapoliert, dürfte es in Stadt und Land heute immerhin kanalgebündeltes ISDN geben.

- Die Stromkosten sind in den ersten Jahren der Deregulierung deutlich gesunken. Inzwischen sind sie gestiegen, aber bedenkt man, dass die Primärenergiekosten für fossile Brennstoffe sich in der Zwischenzeit ca. verdreifacht haben und der Strompreis auch noch öknomisch unwirtschaftliche Stromproduktion quersubventionieren muss, ist die Entwicklung immer noch sehr positiv.

- Bei der Bahn haben sich die durschnittlichen Preise im Fernverkehr deutlich vergünstigt. Vielleicht nicht für den Normaltarif, aber heute kann ich - auch als Antwort auf den Fernbusmarkt - Tickets im Fernverkehr für 39 EUR one way kriegen. Wenn ich in den 80ern mal meine Großmutter besuchen wollte, musste man Glück haben um eine rosarote Rückfahrkarte für unter 150 DM zu bekommen. Und das Geld hatte damals deutlich höhere Kaufkraft. Und die Servicequalität im Fernverkehr ist massiv gestiegen (ICE). Was die Preise im Nahverkehr angeht, ist das weiter komplett reguliert, die Servicequalität scheint mir aber eher gestiegen seit die Strecken ausgeschrieben werden.

- DHL war übrigens in der privatisierten Welt lange der Anbieter mit dem besten Service. Aber ein Paket als völlig normalen Fall in 24h von A nach B zugestellt zu bekommen, war von 30 Jahren Science Fiction.
 
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In vielem mag ich Dir nicht widersprechen, aber was das Internet angeht: nur weil hypothetisch der Staatsbetrieb das noch schlechter gemacht hätte ist der Status Quote noch sowas von lange nicht eine Erfolgsgeschichte...

Ach so, Bahn: erklär das mit dem verbesserten Service doch mal all denen die an mittlerweile stillgelegten Strecken wohnen. Meinjanur.
 
In vielem mag ich Dir nicht widersprechen, aber was das Internet angeht: nur weil hypothetisch der Staatsbetrieb das noch schlechter gemacht hätte ist der Status Quote noch sowas von lange nicht eine Erfolgsgeschichte...

Ach so, Bahn: erklär das mit dem verbesserten Service doch mal all denen die an mittlerweile stillgelegten Strecken wohnen. Meinjanur.
- Die Telekommunikationsinfrastruktur in Deutschland ist mittlerweile auf dem gleichen Niveau wie in anderen Industrieländern. Das war vor 30 Jahren nicht so.

- Der Bahn-Nahverkehr ist nur insoweit privatisiert, als die Strecken jetzt öffentlich ausgeschrieben werden. Was, wann und wo in welcher Frequenz fährt, ist zu 100% abhängig von der öffentlichen Hand. Ich stimme aber zu, dass bei rein privatwirtschaftlicher Bewirtschaftung noch weniger Strecken existierten.
 
Ich weiß jetzt nicht genau, in welchen 80ern Du gelebt hast, aber es waren nicht dieselben, in denen ich gelebt habe. ;)

Ich glaube, kein Mensch hier will eine möglichst große Verstaatlichung möglichst vieler Bereiche. Trotzdem ist es so, dass die Privatiesierung bisheriger staatlicher Bereiche vor allem dazu geführt hat, dass die Dienstleistungen teurer geworden sind, wesentlich unzuverlässiger und der Service unterm Strich schlechter.

Es nützt auch nichts, wenn man die damals nicht vorhandenen oder nur rudimentär entwickelten Techniken mit dem heutigen Stand der Technik vergleicht und den Technikfortschritt als Vorteil der Privatisierung feiert.

Sonst müsste man die Bahn ja glatt dafür loben, dass in den Zügen die Klimaanlagen immerhin zu 50% funktionieren, weil es in den 80ern gar keine Klimanalagen gab.
Das Gefühl, dass wir in unterschiedlichen Welten leben, habe ich auch öfter, aber Schwaben ist ja auch eine andere Welt.

Dass Dienstleistungen durch Privatisierung teurer geworden sind, kann ich in der Breite nicht finden (im Gegenteil, siehe Telekom). Klar gibt es auch Gegenbeispiele, aber Defizite öffentlicher Versorgungsunternehmen aus den allgemeinen staatlichen Haushalten aufzufüllen, wie das früher regelmäßig gemacht wurde, ist auch nur Augenwischerei. Die Leistung ist nicht biller, weil "der Steuerzahler" sie subventioniert, man zahlt sie so oder so. Dass Service und Qualität schlechter geworden sind, kann ich nun überhaupt nicht bestätigen. Okay, die Post hat es inzwischen wieder geschafft, die gleichen Schlangen in ihren Filialen zu haben, wie vor 30 Jahren, das war aber zwischenzeitlich mal viel besser und bei der Telekom kann ich mit einem Problem jetzt auch nachts anrufen und es wird i.d.R. sehr schnell gelöst. Wenn man früher die Störungsstelle anrufen musste, konnte man sich auf eine telefonfreie Woche freuen. Dass das damals hierfür erforderliche Münztelefon nicht mehr an jeder Straßenecke steht, finde ich keine Einschränkung des Service. Das braucht keiner mehr.

Ich habe sehr konkrete Beispiele gegeben und ich weiß, dass Du generell in einer "früher war alles besser-Blase" lebst. Jetzt würde mich doch mal interessieren, was konkret teurer, schlechter, unzuverlässiger etc. geworden ist. Immer nur "alles scheiße" zu wiederholen, macht Deinen Punkt nicht valider.

Und was die Bahn angeht: Beim Nahverkehr kann ich vielleicht nicht mitreden, den nutze ich kaum. Ich fahre ca. 20-30 Fernstrecken im Jahr, Klimanlagenausfall im ICE erlebe ich dabei vielleicht einmal. Und ich kann mich ebensogut erinnern früher in D-Zug-Wägen gesesssen zu haben, die eine völlig außer Kontrolle geratene Heizung auf gefühlte 50° C geheizt hat.
 
Das Gefühl, dass wir in unterschiedlichen Welten leben, habe ich auch öfter, aber Schwaben ist ja auch eine andere Welt.

Dass Dienstleistungen durch Privatisierung teurer geworden sind, kann ich in der Breite nicht finden (im Gegenteil, siehe Telekom). Klar gibt es auch Gegenbeispiele, aber Defizite öffentlicher Versorgungsunternehmen aus den allgemeinen staatlichen Haushalten aufzufüllen, wie das früher regelmäßig gemacht wurde, ist auch nur Augenwischerei. Die Leistung ist nicht biller, weil "der Steuerzahler" sie subventioniert, man zahlt sie so oder so. Dass Service und Qualität schlechter geworden sind, kann ich nun überhaupt nicht bestätigen. Okay, die Post hat es inzwischen wieder geschafft, die gleichen Schlangen in ihren Filialen zu haben, wie vor 30 Jahren, das war aber zwischenzeitlich mal viel besser und bei der Telekom kann ich mit einem Problem jetzt auch nachts anrufen und es wird i.d.R. sehr schnell gelöst. Wenn man früher die Störungsstelle anrufen musste, konnte man sich auf eine telefonfreie Woche freuen. Dass das damals hierfür erforderliche Münztelefon nicht mehr an jeder Straßenecke steht, finde ich keine Einschränkung des Service. Das braucht keiner mehr.

Ich habe sehr konkrete Beispiele gegeben und ich weiß, dass Du generell in einer "früher war alles besser-Blase" lebst. Jetzt würde mich doch mal interessieren, was konkret teurer, schlechter, unzuverlässiger etc. geworden ist. Immer nur "alles scheiße" zu wiederholen, macht Deinen Punkt nicht valider.

Und was die Bahn angeht: Beim Nahverkehr kann ich vielleicht nicht mitreden, den nutze ich kaum. Ich fahre ca. 20-30 Fernstrecken im Jahr, Klimanlagenausfall im ICE erlebe ich dabei vielleicht einmal. Und ich kann mich ebensogut erinnern früher in D-Zug-Wägen gesesssen zu haben, die eine völlig außer Kontrolle geratene Heizung auf gefühlte 50° C geheizt hat.

Auch wenn ich früher noch nicht gelebt habe, ich finde den Service bei den Telekommunikationsanbietern heute wirklich in Ordnung. Ich bin Kunde bei Unitymedia und Congstar / Telekom es erfolgt meistens eine recht schnelle und zufriedenstellende Lösung.

Allerdings ist ICE auch etwas komplett anderes als RE. ICE fahre ich wirklich gerne und bevorzuge es auch auf Reisen , wenn ich danach mit dem Taxi ins Hotel fahre.
Aber RE / Straßenbahnen sind der pure Horror.
Kleines Beispiel: Heute am Uni Campus streicht die Bahn einfach die Haltestelle für 3 Stunden (ohne Ersatzzüge o.ä) , aber hey es studieren ja nur ca. 20.000-25.000 Menschen an diesem Standpunkt :rolleyes:
 
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