Maßprojekte unserer Mitglieder

Also zum Finanziellen kann ich nur sagen: Reich geboren, von Beruf Sohn. 70% meines Einkommens geb ich für Frauen, Alkohol und Spielen aus, den Rest verschleudere ich sinnlos. :D Im Ernst, natürlich ist das viel Zeugs, aber letztlich verteilt es sich tatsächlich, weil ich eben nicht alle zwei Wochen zur Anprobe fahren kann. Und ansonsten gilt, was ich schon geschrieben habe, leicht verrückt ...

Zu den Schneidern: Sind doch nur drei. Bei den Anzügen wars einfach so, daß ich mal einen englischen ausprobieren wollte. Ansonsten bleibe ich beim italienischen, bei dem ich auch die nächsten Sachen beauftragen werde. Vielleicht kommt mal ein neapolitanisches Sakko dazwischen, aber ansonsten bin ich da eher treu. Und die Hemden, naja, dafür braucht es halt einen Hemdenscheider bzw. -schneiderin.
 
Da hast Du schon Recht, wenn man mehr bestellt, wirds vermutlich einheitlicher. Andererseits ist es bei mir so, daß ich ziemlich genau weiß, was ich haben will. Bei den Anzügen gefallen mir einfach peaked lapels mit tiefem Schließpunkt. Hosen mit Gürtel, weil ich Hosenträger nicht ausstehen kann.Und Aufschläge an den Hosen nur bei Casual Hosen und auch da überleg ich es mir. Bei Sportsakkos eher notched lapels und aufgesetzte Seitentaschen.

Wenn ich mal experimentieren will, dann in Verbindung mit einem neuen Schneider. Für Mai planen wir einen Süditalienreisen, da werd ich mal in Neapel oder auf Sizilien nach einem Sakko schauen, das dann extravaganter werden kann.

Bei mir ists halt so, daß ich beruflich in einem konservativen Umfeld unterwegs bin, da verbietet sich alles "dandyhafte". Ist eh nicht so mein Ding.

Ich stimme Dir zu, es wäre schön, wenn die Schneider ums Eck wären, dann wäre vieles einfacher. Andererseits bei den Hemden kann ich nachdem der Torso schnittmäßig optimiert ist quasi per Telefon oder Mail (ggf. mit Bild) den Kragen bzw. die Manschette ändern. Stoffauswahl geht auch, schlimmstenfalls per Muster per Post.
 
Kann ich gerne machen:

Ich muß vorausschicken, daß ich etwas italienisch spreche und das aktuell per Kurs aufpoliere. Wäre aber, wie sich herausgestellt hat, nicht notwendig gewesen, ich komme darauf noch.

Ich fang dann mal mit der Camiceria Carmen.
Sind wie gesagt in Turin in der Altstadt und wird seit 1975 geführt von, wenn wundert es, von besagter Signora Carmen. Sehr nett und spricht nur italienisch (viel und oft ;-)). Ihre Tochter arbeitet mit und diese spricht ganz gutes Englisch. Ich habe per Mail vereinbart, daß wir am Morgen maßnehmen und nachmittags dann das erste Fitting machen. Hat sehr gut funktioniert, Bilder hab ich ja gezeigt. Die Paßform war schon dabei gut, so daß wir nur an ein paar Stellen abstecken mußten. Nach der Stoffauswahl, die sich hinzog, weil ich genaue Vorstellung hatte und die beiden Damen Unmengen an Musterbüchern und Stoffbahnen angeschleppt haben, wars das dann für diesen Tag. Natürlich wurden auch alle Details besprochen, Kragen, Manschetten etc. Da geht logischerweise alles, was man sich vorstellen kann. Die beiden beraten auch, aber ehrlicherweise ist es schon besser, wenn man weiß, was man will und vor allem weiß, ob das was man will auch was taugt. Weil es sieben Hemden sein sollten, haben wir natürlich quasi ein Probehemd vereinbart, daß sie mir zuschicken sollten.

Das kam auch pünktlich an und war 2 Nummern zu groß. Irgendwas ging da gewaltig schief. Ich vermute, die haben die Maße von jemand anders genommen ;-) In jedem Fall waren sie sichtlich bestürzt und wollten das Corpus delicti zurückgeschickt haben. Etwas später kam dann ein komplett neues "Probehemd", das wunderbar war. Das habe ich behalten (ich habe extra das pinke Hemd zum Probehemd gemacht, weil ich pink nicht so oft trage und ich mit Korrekturen gerechnet habe). Ich habe per Erklärung und Fotos die paar kleinen Änderungen nach Turin gemailt und um ein zweites (diesmal weißes) Hemd gebeten. Das kam dann wiederum pünktlich an und war perfekt. Die Bilder habt ihr gesehen. Jetzt warte ich auf die restlichen fünf Hemden, die gerade auf dem Postweg sind.

Ergo: Die Qualität ist top, nix mit difetto und effetto, ich habe an keinem der Hemden irgendwelche Nachlässigkeiten gefunden. Die Knopflöcher habe ich mir handgenäht gewünscht, haben die beiden toll gemacht. Der Kragen ist sehr schön geworden. Ich bin also regelrecht zufrieden bis begeistert. Der Prozess war völlig ok, der Ausrutscher mit dem mißratenen Hemd eher amüsant (was ein Zelt) und die beiden Damen sind wirklich überaus nett und hilfsbereit.
 
Sartoria Vergallo:

Sitzen in Varese (60km nördlich von Mailand). Wird geführt von Gianni Cleopazzo. Relativ jung, ich schätze ihn auf Ende 30, ist aber nur ne Vermutung, muß ihn mal fragen. Er ist dementsprechend auch der Cutter, nimmt Maß und sein (kleines) Team näht dann. Der Hausstil ist mailändisch, was auch immer das heißt. Sicherlich nicht neapolitanisch, aber auch ganz weit weg von der Uniform, die man in London schneidert. Gianni ist recht flexibel und geht gern auch auf wildere Ideen ein. Ich glaube, er hat dieses Flecktarn-Sakko für Elkann geschneidert. Gianni spricht selbst nur italienisch. Er reist einmal im Monat nach London und hat dort mit Luca jemanden, der für ihn (sehr gut) übersetzt.

Beim ersten Mal war ich in Varese, um das ganze mal vor Ort zu sehen. In Varese hat Gianni einen jungen Schneider namens Marco, der zwei Jahre Austauschstudent in Freiburg war und sehr gut Deutsch spricht. Also Kommunikation ist kein Problem. Maßnahmen und Besprechen war sehr professionell und angenehm. Weil genügend fertige und halbfertige Projekte rumhängen, kann man die meisten Details und Varianten am lebenden Objekt diskutieren. Gianni ist offen aber sagt auch seine Meinung.

Die Fittings hatte ich alle in London, weil es sich logistisch besser mit CatD verbinden ließ. Heute abend gehts nach Mailand und morgen fahr ich nach Verese hoch und hole die beiden Anzüge ab. Ich bin sehr gespannt aber nach allem, was ich bisher gesehen habe sehr zuversichtlich. Bilder folgen. Anmerkung: Ich komm wieder nicht dazu, in den Bresciani Fabrikverkauf rüberzufahren :mad:

Ergo: Von Gianni bin ich bisher begeistert, sehr angenehm, pünktlich, reaktionsschnell und die Qualität sieht sehr gut aus.
 
CatD:

Das wiederum ist eine ganz andere Nummer. Zum einen kann man verschiedene Stufen des Bespokes wählen. An und für sich ein Widerspruch in sich, weil Bespoke ist nunmal Bespoke, aber ok. Es gibt drei Stufen, die sich in Sachen Handarbeit und Canvassing preislich voneinander unterscheiden. Ich habe die "high-end"-Variante gewählt, nur die ist wirklich Bespoke. Dann gibts noch ein Preisraster hinsichtlich der Stoffe. Kann man alles auf deren Website lesen, deswegen keine Details dazu.

CatD hat einen klaren englischen Hausstil, von den man die Jungs auch nicht wirklich wegbringt. Ich glaube, die haben irgendwann eine Großlieferung dicke Schulterpolster bekommen und die muß nun verarbeitet werden. :D Im Ernst, ist eben ein "typisch" englischer Anzug, der dabei entsteht, was aber nicht schlecht ist. Man muß es eben wissen und es muß einem gefallen.

Das Maßnehmen und das Fitting wird nicht vom Cutter durchgeführt, sondern von den Inhabern oder von den sonstigen Angestellten. Die sind geschult bzw. haben auch einschlägige Berufserfahrung, aber optimal ist es nicht. Auf dem Kommunikationsweg kann durchaus was verloren gehen, was auch passiert ist. Grund ist natürlich das Preisgefüge, daß letztlich durch Arbeitsteilung gehalten werden kann.

Generell war der Umgang immer professionell und reaktionsschnell und mit John Baker habe ich mir auch jemanden ausgesucht, der sich große Mühe gibt. Er hat bei mir maßgenommen und alle Fittings durchgeführt. Zwei Probleme traten auf. Wir haben die ersten beiden Fittings nur mit einem Anzug gemacht, der andere sollte identisch sein. Bei der Abholung hat sich dann rausgestellt, daß die letzten Änderungen am zweiten Anzug in eingearbeitet waren. Außerdem waren der Rücken noch nicht gut, Querfalten. Also abstecken und zuschicken lassen nach ner Woche. Anzüge waren jetzt zwar gleich, aber der Rücken gleich schlecht, immer noch Querfalten. Ich fahr jetzt Ende Januar nochmal hin und es wird vor Ort korrigiert. Ich geh da erst wieder weg, wenn das Ding sitzt.

Ergo: An und für sich eine gute Wahl, wenn man den englischen Stil mag und nicht den dreifachen Preis für die Pooles und Huntsmen dieser Welt zahlen will. Die Einstiegsstufen sind m.E. sogar eine gute Alternative zu MtM. Allerdings muß man mit den o.g. Eigenheiten umgehen können. Sicher keine Empfehlung für den absoluten Einsteiger, auch wenn man durch die Stilfixiertheit "geführt" wird. Man braucht ganz klar das Standing und das Wissen was man will, was gut und was nicht gut ist, sonst kommt man mit einem suboptimalen Ergebnis raus.
 
Kann ich gerne machen:



Ich muß vorausschicken, daß ich etwas italienisch spreche und das aktuell per Kurs aufpoliere. Wäre aber, wie sich herausgestellt hat, nicht notwendig gewesen, ich komme darauf noch.



Ich fang dann mal mit der Camiceria Carmen.

Sind wie gesagt in Turin in der Altstadt und wird seit 1975 geführt von, wenn wundert es, von besagter Signora Carmen. Sehr nett und spricht nur italienisch (viel und oft ;-)). Ihre Tochter arbeitet mit und diese spricht ganz gutes Englisch. Ich habe per Mail vereinbart, daß wir am Morgen maßnehmen und nachmittags dann das erste Fitting machen. Hat sehr gut funktioniert, Bilder hab ich ja gezeigt. Die Paßform war schon dabei gut, so daß wir nur an ein paar Stellen abstecken mußten. Nach der Stoffauswahl, die sich hinzog, weil ich genaue Vorstellung hatte und die beiden Damen Unmengen an Musterbüchern und Stoffbahnen angeschleppt haben, wars das dann für diesen Tag. Natürlich wurden auch alle Details besprochen, Kragen, Manschetten etc. Da geht logischerweise alles, was man sich vorstellen kann. Die beiden beraten auch, aber ehrlicherweise ist es schon besser, wenn man weiß, was man will und vor allem weiß, ob das was man will auch was taugt. Weil es sieben Hemden sein sollten, haben wir natürlich quasi ein Probehemd vereinbart, daß sie mir zuschicken sollten.



Das kam auch pünktlich an und war 2 Nummern zu groß. Irgendwas ging da gewaltig schief. Ich vermute, die haben die Maße von jemand anders genommen ;-) In jedem Fall waren sie sichtlich bestürzt und wollten das Corpus delicti zurückgeschickt haben. Etwas später kam dann ein komplett neues "Probehemd", das wunderbar war. Das habe ich behalten (ich habe extra das pinke Hemd zum Probehemd gemacht, weil ich pink nicht so oft trage und ich mit Korrekturen gerechnet habe). Ich habe per Erklärung und Fotos die paar kleinen Änderungen nach Turin gemailt und um ein zweites (diesmal weißes) Hemd gebeten. Das kam dann wiederum pünktlich an und war perfekt. Die Bilder habt ihr gesehen. Jetzt warte ich auf die restlichen fünf Hemden, die gerade auf dem Postweg sind.



Ergo: Die Qualität ist top, nix mit difetto und effetto, ich habe an keinem der Hemden irgendwelche Nachlässigkeiten gefunden. Die Knopflöcher habe ich mir handgenäht gewünscht, haben die beiden toll gemacht. Der Kragen ist sehr schön geworden. Ich bin also regelrecht zufrieden bis begeistert. Der Prozess war völlig ok, der Ausrutscher mit dem mißratenen Hemd eher amüsant (was ein Zelt) und die beiden Damen sind wirklich überaus nett und hilfsbereit.


Schôner Bericht und es freut mich dass du mit den beiden Damen zufrieden bist.
 
"Sacco di Varese e Milano" oder "Die Querfalte schlägt zurück"

Am Freitag war ich in Varese und wollte an und für sich die beiden Anzüge mitnehmen. Meine leicht nach vorne hängenden Schultern kamen dazwischen. Gianni hat das zwar schon beim letzten Mal berücksichtigt, aber ein paar Millimeter fehlten und die Querfalte erhob wieder ihr häßliches Haupt. Naja, was solls, dauerts halt noch ein paar Tage und ich bekomme ein Paket per Post. Ansonsten gefallen mir beide Anzüge sehr gut. Wie seht Ihr das?

Achja, in Mailand ist mir ein blaues, zweireihiges Sportsakko im Rohzustand vor die Flinte gelaufen und ich konnte es mit einem Schuß erledigen. Es ist wunderbar blau (ernsthaft, auch wenn das Bild eher grau aussieht) und mit das schönste, was ich seit langem gesehen habe.

Ansonsten habe ich noch den neuen Mantel probiert, der schwer im Werden ist. Hinten kann er verstellt werden, damit er jeweils mit Anzug und ohne tailliert sitzt.

Und noch eine kleine Quizfrage: Schaut Euch mal das dunkelblaue Sakko an, das beim Schneider hing. Für wen hat er das wohl gemacht? Eigentlich ganz einfach ...
 
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