Dresscode für Jurastudenten

Es muss ja auch erst jemand die Werte schaffen, mit denen sich Anwälte und Notare anschließend die Taschen voll machen.
An der Richterkarriere haben erstaunlicherweise ja die wenigsten angehenden Juristen Interesse.
 
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Die Explosion der Studienabsolventen und Berufseinsteiger ist sicherlich auch einigen starken Jahrgängen, der Abschaffung der Wehrpflicht und anderen Faktoren geschuldet.
Ich habe jedoch das starke Gefühl, dass es sich in bestimmten Kreisen schickt bestimmte Studiengänge, vorallem Jura, zu studieren.
Soll ja auch jeder machen was er möchte, aber der Elitarismus ist einfach unausstehlich.
Das Rechtsstudium mag hart sein, ich kann das nicht bewerten, mein persönlicher Eindruck sagt mir, dass es nicht so hart sein kann, wenn ich ständig neue Bilder aus Sylt, Cannes und von anderen schönen Orten zu sehen bekomme, während die Mediziner noch in der Klinik ihre Praxis ableisten, die Physiker sich bei Versuchen quälen und die Ingenieure die vorlesungsfreie Zeit in der Bibliothek und in Klausuren sitzen.
Seis drum, was wirklich erschreckend ist, ist doch, dass die Mehrzahl der Juristen mit denen man in Kontakt kommt, keinerlei Interesse an der Diskussion über die Gerechtigkeit hat.
Ganz im Gegenteil, das Recht wird wissentlich überall dort wo möglich bis zum Äußersten zum eigenen Vorteil gedehnt, während ein Sport darauß gemacht wird Fachfremden bei jeder Gelegenheit etwas herein zu würgen.
Für mich ist das nicht elitär sondern höchstgradig unappetitlich.
Ich weiß, dass ich mich damit unbeliebt mache und nicht allen Juristen gerecht werde, aber die meisten Juristen sind für mich gesellschaftlich überflüssig, eine Gilde, die sich gegenseitig hochbezahlte Arbeit zuschaufelt, die absolut verzichtbar wäre.
Warum wollen denn so viele Leute in Wirtschaftskanzleien?
Klar, weil man mit so einem Patentstreit (Geschmacksmuster :eek:) zwischen zwei Großkonzernen richtig viel Asche verdienen kann.
Aber wer profitiert denn davon?
Der Kunde? Die Firmen? Machen wir uns doch keine Illusionen, in der Technik wurde und wird auch in Zukunft immer vom anderen kopiert werden. So funktioniert das eben, der eine kann dies gut, der andere etwas anderes. Wenn man die Stärken des anderen mit der eigenen kombiniert und somit das Produkt verbessert und der andere anschließend wieder einen Teil bei einem selbst kopiert, schauckelt sich ein positiver Entwicklungswettkampf auf, der gesellschaftlich von Nutzen ist.
Verfahren verbrennen Geld, die für Entwicklungen fehlen und die Produktpreise in die Höhe treiben.
Gut geht es dabei nur den Juristen und darunter gibt es eben viel zu viele schwarze Schafe.
Ich denke da nur an Abmahnschreiben, das Freiklagen von nachweislich straffällig gewordenen Menschen aufgrund von Verfahrensfehlern, notarielle Tricksereien für Schneeballsysteme wie beispielsweise S&K in Frankfurt oder die Unterstützung von mafiösen Vereinigungen wie Rockerclubs und kriminellen Großfamilien, die ihren Lebensunterhalt mit Verbrechen verdienen aber bei jeder Gelegenheit nach Gerechtigkeit für sich selbst rufen.
An die praktizierenden Juristen, bitte erklärt mir was an diesem Berufszweig so essentiell und erstrebenswert ist, dass so viele junge Leute ihn einschlagen und sich damit so verdammt wichtig vorkommen.
 
Ich kann hier natürlich nicht für alle Juristen stellvertretend eine Diskussion mit Dir führen, kann aber versuchen, Dir ein paar Sachen zu erläutern, die Dich so sehr interessieren.

Leider stelle ich fest, dass Dein moralischer Background sehr fragwürdig oder zumindest teilweise kindisch ist. Über das "Patentwesen" zu schreiben ist dann doch eher müßig, zumindest wenn das Gegenüber einen Standpunkt vertritt, der an kommunistische Floskeln erinnert.

Eine "Entwicklung/Erfindung" ist keine Errungenschaft für die Allgemeinheit. Wenn ich als Unternehmer das unternehmerische Risiko auf mich nehme, eine Firma gründe, Mitarbeiter und Forscher anstelle und ein Projekt vorantreibe und letztlich ein Ergebnis habe, dann habe ich ein gewisses Interesse daran, dieses Ergebnis zu schützen. Es ist eben nicht so, dass es 100%ig wieder zurückkommen würde. Und wenn ich dann insolvent gehe, weil ich mein Geld für die Entwicklung ausgegeben habe und mein Konkurrent sein Geld in die (billigere) Fertigung/Realisierung meiner Entwicklung stecken kann, dann stehe ich blöd da und kann lange auf den "Ausgleich" warten.

Freier Markt ist gut, aber schon Adam Smith hat erkannt, dass dem freien Markt auch Grenzen zu setzen sind zB über Wettbewerbsrecht oder eben auch Patentrecht.

Weiters: Was willst Du konkret mit Juristen über Gerechtigkeit sprechen? Ein Recht braucht es in unserer post-archaischen Zeit eben. Nicht nur für Angelegenheiten, in denen es um Gerechtigkeit "per se" geht, sondern manchmal einfach als Leitfaden oder als "Machtwort". Welche Frist für den Übergang der Beweislast bei Gewährleistung ist "gerecht"? Welche Geschwindigkeit auf der Autobahn ist "gerecht"? usw.

Als Nichtjurist hat man eben in dieser Hinsicht einen ziemlich beschränkten Horizont, was okay ist, das Studium dauert nicht umsonst mehrere Jahre. Man kann sich gar nicht vorstellen, was alles - manchmal zu Recht, manchmal wohl übertrieben oder gar zu Unrecht - geregelt ist. Aber meist braucht es die Regeln, auch wenn man selbst nie damit in Berührung kommt. Sonst stünde man am Ende eines Streits ziemlich blöd da, wenn plötzlich niemand "Recht" spricht und man in einer Situation der Ungewissheit lebt.

Natürlich mutet es komisch an, wenn offensichtliche Verbrecher aufgrund von Verfahrensfehlern wieder frei kommen. Das ist aber gerade so wichtig und essentiell in unserer Gesellschaft, wie sollte es anders laufen? Das Prozessrecht, das durch die EMRK geschützte Recht auf ein faires Verfahren und alles was damit zusammenhängt, sind Eckpfeiler einer Demokratie in dem Sinne, in dem wir das Wort heute verwenden.
Natürlich ist es im Einzelfall blöd, wenn ein Schuldiger frei kommt. Es gibt eben ein bestimmtes Spannungsverhältnis zwischen false positives und false negatives, das heißt, dass man es wohl eher hinnehmen sollte, dass ein Schuldiger freigesprochen wird, als dass ein Unschuldiger verurteilt wird. Hundertprozentige Sicherheit kann es fast nie geben.

Und jetzt stell Dir mal vor, Du wirst dann - gerade als Unschuldiger - Deiner Verfahrensrechte beraubt. Unter Druck gesetzt beim Verhör, falsches Geständnis untergejubelt, rechtliches Gehör versagt usw. und Du landest im Gefängnis. Na dann wirst Du froh sein, dass man wegen Verfahrensfehler rauskommen kann. Dass es zu Situationen kommen kann, die subjektiv "unfair" sind, liegt einfach in der Natur der Sache.

Die Juristen sind auch keine Gilde, die sich gegenseitig Arbeit zuschaufelt. Käme kein Mandant, würde nix passieren. Würde der andere nachgeben, würde auch nicht viel passieren. Aber was machst Du, wenn ich Dir morgen einen europäischen Zahlungsbefehl schicke und Du entweder zahlen kannst oder es bei Widerspruch automatisch zu einer Verhandlung kommt? Natürlich wirst Du - vollkommen richtig, wenn ich keinen Anspruch gegen Dich habe - es auf eine Verhandlung ankommen lassen. Wenn Dein Gegenüber nun lügt, falsche Beweismittel vorlegt, sein Anwalt ihn unterstützt, was wird Dir anderes bleiben, als einen Ausweg zu suchen, zu hoffen, dass Du letztlich gewinnst und auch alle Verfahrenskosten abwälzen kannst?

Sicher ist die oben geschilderte Situation nicht fair, aber es gibt eben Menschen, die entweder ganz unverfroren und ohne rechtliche Grundlage an Dein Geld wollen oder aber auch, was so oft vorkommt, denken, dass ihnen etwas zusteht. Die Welt ist nunmal komplex und es ist manchmal schwierig zu durchschauen, wer wem etwas schuldet. Die rechtlichen Fälle spiegeln aber meist genau diese Komplexität wider und alle haben selten Recht. Es bedarf also zwingend Menschen, die Klarheit schaffen und wenn dies letztlich der Richter ist.

Nicht die Anwälte machen Arbeit, die Leute manchen Arbeit. Wer soll das Kind bekommen nach der Scheidung? Würdest Du nicht darum kämpfen? Es geht nicht, das Kind zu teilen. Wenn beide es beanspruchen, wird wohl jemand - anhand von Fakten - urteilen müssen. Gerade bei Ehestreitigkeiten werfen sich dann die Eheleute aber gegenseitig unendlich viele Sachen vor, um eben "Fakten" darzulegen, anhand derer jemand eine Entscheidung treffen soll. Es ist hier nicht der böse Anwalt, sondern eben die Parteien, die mit neuen Geschützen aufwarten wollen.

Warum viele Juristen unsympathisch sind? Keine Ahnung. Viele kommen eben selbst aus Juristenfamilien und sind im (fast) Luxus aufgewachsen. Nun ist es so, dass viele Leute, ob Juristen, Ärzte, Architekten usw, mit viel Geld, damit auch gerne angeben. Das sind bei den Studenten eben oft Juristen oder Wirtschaftler, die selbst schon aus diesen Kreisen kommen. Verwerflich? Nein, jeder soll leben, wie er das für richtig hält. Es kann sich ja auch jeder eine Meinung bilden darüber.
 
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Leider stelle ich fest, dass Dein moralischer Background sehr fragwürdig oder zumindest teilweise kindisch ist. Über das "Patentwesen" zu schreiben ist dann doch eher müßig, zumindest wenn das Gegenüber einen Standpunkt vertritt, der an kommunistische Floskeln erinnert.

Auch wenn ich sicher nicht alle Ansichten teile denke ich, dass die These, dass das heutige Patent- (und auch das Abmahnwesen) dringend reformbedürftig sind und Juristen hierfür mit/hauptverantwortlich sind, doch wohl nicht wirklich kontrovers sein sollte. Selbstverständlich müssen Unternehmen davor geschützt werden, dass ihre Entwicklungen direkt kopiert werden.
Alllerdings nicht so wie es derzeit ist. Sicherlich ist dies auch ein internationales und legislative Problem, dennoch wäre eine korrigierende Rechtssprechung sehr wünschenswert gewesen. Zumindest in den USA zeigen Studien, dass Richter tendenziell so urteilen, dass dies von Vorteil für die juristischen Professionen ist; ich wäre erstaunt, wenn dies nicht auch hier der Fall wäre.
 
Vielen dank Baconian!
Du findest bessere Worte das zu beschreiben was ich meine, als ich selbst dazu in der Lage gewesen wäre.

Desweiteren muss ich sagen, dass ich, auch wenn ich offensichtlich nicht gut darin bin meine Gedanken in nachvollziehbaren Text zu kanalisieren, enttäuscht darüber bin, dass sofort persönliche Angriffe folgen müssen.
Das Gegenüber aufgrund seiner abweichenden Meinung ins Lächerliche zu ziehen, macht auf mich keinen souveränen Eindruck.
Das Rechtssystem stand für mich niemals zur Debatte.
So fehlerbehaftet wie es sein mag, bin ich dafür dankbar, dass in Deutschland offensichtlich mehr dafür unternommen wird, das Individuum vor Unrecht zu schützen, als in den meisten anderen Staaten dieser Welt.
Ich stimme zu, dass es viele Fachfremde gibt, die das Rechtssystem zu ihrem Vorteil missbrauchen, aber es finden sich eben auch immer genug Juristen, die das Spiel bereitwillig mitspielen.
Um eben jene, die nur auf ihren eigenen Vorteil versehen sind und von denen es meiner Meinung nach viel zu viele gibt, und um ihr elitäres Gehabe ging es mir.
 
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Baconian, könntest Du mir bitte den Link zu einer dieser Studien schicken? Ich bin jetzt kein Patentrechtler, aber kann mir nicht konkret vorstellen, inwiefern der Vorwurf stimmt.

Louis, ich wollte Dich in keiner Weise persönlich angehen, ich habe lediglich das so geschrieben, wie es für mich rüberkam.
 
Der Dresscode für Jura-Studenten lautet: lernen, lernen, lernen; damit kann man sich überall sehen lassen:eek:
 
Baconian, könntest Du mir bitte den Link zu einer dieser Studien schicken? Ich bin jetzt kein Patentrechtler, aber kann mir nicht konkret vorstellen, inwiefern der Vorwurf stimmt.

Louis, ich wollte Dich in keiner Weise persönlich angehen, ich habe lediglich das so geschrieben, wie es für mich rüberkam.

Tut mir leid, das war wohl etwas unglücklich formuliert; das bezog sich nicht auf das Patentrecht sondern auf richterliche Urteile im Allgemein. Es ist schon ein paar Monate her, dass ich über diese Studie gelesen habe, leider habe ich auf die schnelle nur ein Paper über diese These gefunden, was eher argumentativ an Hand von Beispielen argumentiert. Das erfüllt meine eigenen Ansprüche an die Untermauerung der These nicht. Deshalb lasse ich die These, bis ich die Studie wieder finde, fallen.
 
Das ist unzutreffend.

Stimmt. Wobei natürlich nicht vergleichbar mit z.B. Marburg. War allerdings selber in Berlin noch nicht unterwegs in der Hinsicht.

Im Übrigen verstehe ich die Vorurteile und Vorwürfe gegenüber Jurastudenten nicht ganz. Was genau soll mir das als jungem Jurastudent sagen? Ich bin böse? Gerechtigkeit ist mir egal? Ich mache anstatt wie alle anderen zu Lernen Urlaub auf Sylt oder Cannes?

Einfach mal einen ganzen Studiengang und Berufsstand verunglimpfen. Geht's noch?
 
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Ich weiß, dass ich mich damit unbeliebt mache und nicht allen Juristen gerecht werde, aber die meisten Juristen sind für mich gesellschaftlich überflüssig, eine Gilde, die sich gegenseitig hochbezahlte Arbeit zuschaufelt, die absolut verzichtbar wäre.

Das stimmt schon, eigentlich ist die Arbeit von Juristen völlig unnötig. Eben nur eigentlich, da leider die Menschen irrational und/oder nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht handeln.

PS: Um über Gerechtigkeit zu diskutieren, sind Juristen einfach die falschen Ansprechpartner, dafür sind eher Soziologen, Politikwissenschaftler u.ä. zuständig. Die Gesetze sind allein dazu da, einen Ausgleich zwischen den verschiedenen individuellen Interessen zu schaffen, gerecht muss das nicht sein.

PPS: Ich finde auch, dass es weniger Juristen geben sollte ;)
 
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