Dresscode für Jurastudenten

Haste gestern zufällig "Der Banker - Master of the Universe" auf arte gesehen?
Klasse. Ich lernte: "one-nighter" - eine Nacht ohne Heimkehr durchgearbeitet, "two-nighter" - zwei.
One-nighter werden /würden anfangs von Newbies erwartet.

Das stimmt so. Wobei ich "nur" für die Wirtschaftskanzleien sprechen kann. Ich komme regulär selten vor elf aus dem Büro. Wenn die Deadline naht, gibt es die guten one- und two-nighter. Aber jeder, der sich bei einem solchen Laden bewirbt, weiß ja durch Praktika und Referendariat hinlänglich, worauf er sich einlässt...
 
Das stimmt so. Wobei ich "nur" für die Wirtschaftskanzleien sprechen kann. Ich komme regulär selten vor elf aus dem Büro. Wenn die Deadline naht, gibt es die guten one- und two-nighter. Aber jeder, der sich bei einem solchen Laden bewirbt, weiß ja durch Praktika und Referendariat hinlänglich, worauf er sich einlässt...

Schon lustig. Juristen, die es ja eigentlich wirklich besser wissen müssten, verstoßen offenbar ungeniert gegen das Arbeitszeitgesetz. Ein Fall von "nene, für mich gelten die Regeln aber nicht"-Realitätsverlust?

Naja, erinnert mich an meine Studienzeit. Die Kiffer die ich kannte waren überwiegend Sportler, Mediziner und Juristen. Also auch hier wieder die von denen man denken sollte sie wüssten was sie da tun und das deshalb lassen würden.
 
Was ich bei den One/Two/n-Nightern nicht ganz verstehe:
Nach ner gewissen Zeit wird der Output einfach schlechter. Egal was jetzt behauptet wird, Fehler nehmen zu und man wird unachtsam.

Wobei ich mir bei der Denke, die in gewissen Berufsständen vorherrscht, vorstellen kann, dass so etwas als effizient angesehen wird.

Manche behaupten ja auch, dass Großraumbüros kosten sparen :rolleyes:

Sehe ich genau so. Ich habe mal ein paar Monate in einer großen Kanzlei gearbeitet, in der sowas häufig vorgekommen ist. Jemand hat da beispielsweise nachts um 3 den ganzen Schriftsatz zerschossen, um dann 16 Stunden an der Wiederherstellung zu arbeiten. Habe das Gefühl, dass die Leute, die richtig gut und effizient arbeiten gar keine xy- nighter durchziehen müssen. Aber von 35 Bis 100 Stundenkp pro Woche ist ja alles möglich. Soll jeder tun was ihn glücklich macht
 
Was ich bei den One/Two/n-Nightern nicht ganz verstehe:
Nach ner gewissen Zeit wird der Output einfach schlechter. Egal was jetzt behauptet wird, Fehler nehmen zu und man wird unachtsam.

Wobei ich mir bei der Denke, die in gewissen Berufsständen vorherrscht, vorstellen kann, dass so etwas als effizient angesehen wird.

Manche behaupten ja auch, dass Großraumbüros kosten sparen :rolleyes:
Solche Veranstaltungen passieren ja nicht deswegen, weil der Wirkungsgrad der Beteiligten höher wird, sondern einfach wegen irgendwelcher deadlines. Das ist halt wie wenn man um soundsoviel Uhr irgendwo sein muss, das Gaspedal durchtritt und die linke Spur leerdrängelt: Doppelter Benzinverbrauch, Gefährdung des restlichen Straßenverkehrs und total aufgearbeiteter Fahrer - aber gerade noch pünktlich.

"Fertig" in dem Sinne wird da sowieso nie was, denn ich habe noch nie einen Deal gesehen, wo nicht schon am Tag nach dem Closing jemand was gefunden hätte, was man noch hätte verbessern können. Und wer schon mal das Vergnügen hatte, seinen Kram ein paar Jahre später zu Gericht tragen zu müssen, hat jede Menge Erweckunsgerlebnisse, was man seinerzeit hätte anders und besser machen können ...

Das ist auch nicht das ineffektivste an Großkanzleien. Das ineffektivste an Großkanzleien ist die hohe Arbeitsteilung - so absurd das klingen mag -, schwups hängen drei Partner und zehn hochspezialisierte Associates auf der Sache und halten ständig interne Besprechungen um sich wieder auf den gleichen Stand zu bringen ab, die mich als Mandanten locker 4-5000 EUR pro Stunde kosten. Dann sollen die Leute lieber mal nachts durcharbeiten, auch wenn die dann nur noch halb so effizient sind, kommt das evtl. deutlich günstiger, als nochmal 10 Leute extra in den Fall einzuarbeiten.

P.S.: Und aus eigener - zum Glück länger zurückliegender Erfahrung: Was ich nachts schon produzieren musste, war zwar schlechter, ich weiß aber nicht, ob es jemand anderes besser gemacht hätte, der zwar frisch gewesen wäre, dem ich aber erstmal die ganze Vorgeschichte hätte erklären müssen - Flüsterposteffekt und so. Hier geht's ja nicht um Ablösung bei Fließbandarbeit.
 
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Die Wochenarbeitsstunden sind noch einmal was anderes finde ich. Man kann m.M.n. eine 60-80 Stundenwoche haben ohne, dass die Gesundheit leidet. Wenn ich 6 Tage zu je 12 Stunden im Büro bin, krieg ich ausreichend Schlaf und hab sogar noch einen freien Tag.


So etwas sagen nur Menschen ohne Familie.

Wenn ich diesen Thread hier so lese bin ich froh, kein Jurist oder Banker geworden zu sein.
 
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Sehe ich genau so. Ich habe mal ein paar Monate in einer großen Kanzlei gearbeitet, in der sowas häufig vorgekommen ist. Jemand hat da beispielsweise nachts um 3 den ganzen Schriftsatz zerschossen, um dann 16 Stunden an der Wiederherstellung zu arbeiten. Habe das Gefühl, dass die Leute, die richtig gut und effizient arbeiten gar keine xy- nighter durchziehen müssen. Aber von 35 Bis 100 Stundenkp pro Woche ist ja alles möglich. Soll jeder tun was ihn glücklich macht
Naja, Du weißt ja was Bill Gates mal gesagt hat:

“I choose a lazy person to do a hard job. Because a lazy person will find an easy way to do it.”
Das ist allerdings eine Erkenntnis, die durch das vorherrschende Stundenhonorarkonzept konterkariert wird. Ich habe als Student/Referandar in einer Großkanzlei gearbeitet, wo bei Einführung vernünftiger IT Mitte/Ende der 90er ein Senior Partner sagte: Was bringt mir die Investition in IT, wenn ich eine Stunde weniger arbeite, verliere ich Umsatz? Die neue IT wurde nur ausgerollt, weil jemand vorrechnen konnte, dass die Zeitersparnisse im (nicht eigens weiterbelasteten) Sekretariatsbereich die Investition amortisieren.

Der Markt wird sich m.E. noch bewegen: Caps sind eher üblich als unüblich und für DCM-Dokumentation u.ä. werden zunehmend Pauschalhonroare vereinbart. Vielleicht ist das mit den Allnightern in 10 Jahren vorbei, mein Eindruck ist, dass die vor 10 Jahren häufiger waren als sie es heute noch sind.
 
Wieviel verdient man im Schnitt bei diesen Kanzleien, die einen auch mal mehr als 24h arbeiten lassen? Als Absolvent.

Ah, wird man stundenweise bezahlt?

Kenne mich da leider gar nicht aus. Ich dachte man wäre im Prinzip bei den Kanzleien angestellt zum monatlichen Festpreis. Also ein normaler Arbeitnehmer.
 
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Kommt man sich da nicht ein bisschen ausgebeutet vor? Warum lässt man das mit sich machen?
In Deutschland ist die Vergütung nicht so transparent wie in UK (man kann durch Anklicken der Firmen noch Details über die Arbeitsbedingungen erfahren), und im Querschnitt auch einen Tacken niedriger (die Lebenshaltungskosten aber auch deutlich niedriger), aber Ausbeutung ist für mich was anderes. Dem Teufel die Seele verkaufen? Meinetwegen! Ausbeutung? Das sind keine Sweatshops, wo die Leute keine beruflichen Alternativen hätten. Und die suchen sie auch zunehmend.

Für Deutschland gibt's auch ein bisschen Transparenz: http://www.azur-online.de/geld/
 
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